John Scalzi: Frontal

Fünfundzwanzig Jahre ist es her, dass die Welt sich für einige wenige Menschen radikal änderte. Ein aggressives, grippeähnliches Virus griff um sich, selbst die First Lady der USA fiel ihm zum Opfer. Die meisten der Erkrankten genasen nach kurzer Zeit wieder, doch bei einigen Wenigen veränderte das so genannte Haden-Virus das Gehirn. Sie, die vom Lock In Syndrom befallen sind, liegen bewegungslos eingeschlossen in ihrem Körper gefangen, müssen für den Rest ihres Lebens gepflegt und medizinisch umsorgt werden. Nur über ins Gehirn implantierte neurale Netzwerke und die Steuerung von hochtechnisierten Robotern können sie noch mit der Außenwelt interagieren.

Chris Shane wurde als Kleinkind ein Opfer der Erkrankung. Anders, als viele seiner Leidensgenossen ist er auf die immer weiter zurückgefahrene staatliche Unterstützung nicht angewiesen, gehören seine Eltern doch zu den begütertesten Unternehmern von Washington D.C. Doch nur in der Agora, wie die virtuelle Welt, in der sich die meisten Patienten fast immer aufhalten, will er sein Leben nicht verbringen. Er tritt in eine Spezialeinheit des FBI ein, die bei Verbrechen in Zusammenhang mit den Hadens ermittelt. Mit Hilfe der Threeps, der Roboterkörper, werden ganz neue Sportarten möglich. Eine davon, Hiketa genannt, zieht die Massen in ihren Bann.

Ziel des Spiels ist es, einem der Roboter der gegnerischen Mannschaft den Kopf herunterzureißen und diesen dann durch die Torpfosten zu bugsieren. Als einer der Spieler während eines Einsatzes zu Hause, von wo aus er den Threep steuert, stirbt, ermitteln Chris und seine Partnerin Vann zunächst ohne großen Anfangsverdacht. Ein bedauerlicher, ja tragischer Unfall, doch dann erhängt sich einer der Verantwortlichen der Liga, ein Haus, in dem der Verstorbene in speziell für Sex ausgestatteten Threeps seinen Obsessionen nachging, brennt ab, überall scheinen die Menschen Geheimnisse vor den Ermittlern zu verstecken …

Nach „Das Syndom“, der damals noch bei Heyne herauskam, nun also der zweiten Roman um die Welt der Hadens.

Wie bereits im ersten Teil überzeugt der Autor mit einem Kriminalplot, der an einen sehr modernen Raymond Chandlers oder Dashiel Hammett erinnert. Die Mordermittlungen folgen dabei den klassischen Vorbildern. Soll heißen, Chris und seine Partnerin, die leider recht blass bleibt, ermitteln, befragen, vermuten und hinterfragen. Es geht, nachdem recht schnell klar wird, dass es sich um ein Verbrechen handelt, um die Suche nach Motiv und Täter. Dabei kommt dieses Mal die Gesellschaftskritik, die im ersten Band noch deutlich spürbar war, ein wenig kurz.

Stattdessen konzentriert sich der Autor auf die Ermittlungen. Hier wird ein Geflecht von wirtschaftlich motivierten Verdächtigen aufgebaut, das durchaus faszinierend real erscheint.

So ist dies ein durchaus gelungener zweiter Roman, der Elemente des Kriminalgenres mit denen eines nahen Zukunftthrillers verbindet und spannend unterhält.

John Scalzi: Frontal.
Fischer Tor, Oktober 2018.
368 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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