Jörg Maurer: Oberwasser

maurKommissar Jennerwein soll mit seinem Team in einem idyllischen alpenländischen Kurort mit Bindestrich zwei verschwundene BKA-Ermittler ausfindig machen. Da der Auftrag streng geheim gehalten werden muss, greift Jennerwein zu einer List und inszeniert einen Scheinangriff wie anno 1735 der bayerische General Nepomuk von Dattelberger. Der Mann einer Mitarbeiterin, ein plattdeutsch sprechender und in Westfalen lebender Bayer, verkörpert einen einheimischen Wilderer, der wegen Mordes an einem Staatsbeamten gesucht wird.

Diese Deckgeschichte verschafft Jennerwein und seinem Team die Gelegenheit, vermeintlich ungestört und unbeobachtet im Leben der Kurortbewohner herumzuschnüffeln. Unterstützt werden sie von den einheimischen Polzisten Ostler und Hölleisen sowie dem Polizeihund Fritz, der die beiden vermissten Männer aufspüren soll.

Nicht nur wegen der fingierten Handlung um den Wilderer gestalten sich die Ermittlungen schwierig. Ein vorbestraftes Bestatterehepaar mit Kontakten zur sizilianischen Mafia, einheimische Wilderer, Schmuggler, eine osteuropäische Gangsterbande und ein heimliches Liebespaar mischen kräftig mit. Erschwerend kommt hinzu, dass einer der vermissten BKA-Beamten ein besonderer Spezi von Jennerweins Chef Dr. Rosenberger ist.

„Oberwasser“ ist der vierte Band einer Reihe des Kabarettisten Jörg Maurer um Kommissar Hubertus Jennerwein und sein Team. Die Handlung dieses Regionalkrimis verläuft noch um einiges kruder und abgedrehter als in obiger, nur unzureichender Inhaltsübersicht dargestellt werden kann. In kleinen Spielszenen taucht immer wieder der gesuchte Wilderer auf, eine Münze mit kryptischer Inschrift spielt eine undurchsichtige, aber tragende Rolle, eine osteuropäische Gaunerbande mit unfähigem Anführer durchkreuzt die Ermittlungen, ein Kanufahrer mit übersteigerten Ambitionen gerät in Lebensgefahr.

Bevölkert wird die Welt des Kurorts mit Bindestrich von skurrilen Typen wie dem Bestatterehepaar Ursel und Ignaz Grasegger mit der Vorliebe für deftiges Essen und den Kontakten zur sizilianischen Mafia, dem verhinderten Liebespaar Holzmayer Veronika (Apotheke) und Mühlriedl Rudi (Sägewerk), denen der Ehebruch einfach nicht gelingen will oder dem wortkargen Hartl Peter, der wegen der zentralen Lage seines Hofs ins Fadenkreuz der Ermittler gerät.

Fazit: Herrlich abgedrehter Regionalkrimi mit Kultcharakter. Unbedingt die Danksagung am Ende des Buches lesen.

Jörg Maurer: Oberwasser.
Fischer, April 2012.
400 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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