Jóanes Nielsen: Die Erinnerungen

joaDies ist ein gutes Beispiel für einen Roman, der zwar im Land seiner Herkunft funktionieren mag, exportiert in andere Gegenden der Welt aber massiv an Bedeutung verliert.

Der 1953 geborene Autor Jóanes Nielsen greift in seinem Buch „Die Erinnerungen“ lange zurückliegende Ereignisse seiner Heimat, den Färöer-Inseln, auf. Eine Masernepidemie Mitte des 19. Jahrhunderts kommt genauso vor wie ein Arzt, der sich weigert, auf die abgelegenen Inseln zu reisen, oder wie Beispiele von kolonialer Hochnäsigkeit, die die Dänen den Bewohnern der Färöer-Inseln entgegenbringen.

Wer sich für solche lokalen Geschichtchen nicht so sehr interessiert wie – möglicherweise – die Landsleute des Autors, sondern einfach nur einen guten Roman lesen will, der wird nach der Lektüre dieses Werks enttäuscht sein. Das Ganze kommt eigenartig zusammenhanglos daher, so als hätte der Autor lediglich ein paar Anekdoten gesammelt, um sie dann wahllos in sein Buch zu packen, ohne sich um eine verbindende Handlung Gedanken zu machen.

Folge ist ein „Roman“, der größtenteils wie ein Sachbuch wirkt. Es mangelt an Spannung, atmosphärischer Dichte oder einer irgendwie gearteten Handlung – also genau an den Zutaten, weswegen man überhaupt einen Roman liest (und eben kein Sachbuch).

Sämtliche Figuren – und es sind unübersichtlich viele – wirken blass, weil der Autor sich nicht die Zeit nimmt, die Leser an ihren Gedanken teilhaben zu lassen. Nielsen beschreibt lediglich das, was sie tun. Kein gutes Buch.

Jóanes Nielsen: Die Erinnerungen.
btb-Verlag, März 2016.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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