Jim Shepard: Aron und der König der Kinder

aronJim Shepard hat sich für diesen erschütternden Roman, der das grausame Schicksal polnischer Juden in Warschau während der Jahre von 1936 bis 1945 aufgreift, historischen Quellenmaterials bedient.
Zwei seiner Figuren, der Arzt und Pädagoge Janusz Korczak und Madam Stefa, die gute Seele des Waisenhauses, waren tatsächlich existent und haben in ähnlicher Form gewirkt, wie Shepard sie fiktiv in seine Geschichte eingebunden hat.

Hauptfigur ist der Junge Aron. Er zieht mit seinen Eltern und Geschwistern von der litauischen Grenze nach Warschau.
Die Zeit, in die Aron hineingeboren wird, könnte nicht desaströser sein. – Eine Welt, in der Trümmerhäuser als Spielplätze fungieren, hält nichts parat, was ein Kinderleben auch nur annähernd erträglich macht.

Nachdem die deutschen Soldaten in Warschau einmarschieren und eine Mauer um das jüdische Ghetto errichten, wird die Situation für Juden noch schwieriger. Hunger, Schikane und die Angst vor tödlich endenden Krankheiten wie dem Fleckfieber, werden zur dauerhaften Bedrohung; die Ungezieferplage nimmt katastrophale Ausmaße an.

Aron kann weder Kind sein, noch bietet sich ihm die Chance, sich weiterzuentwickeln. Er lernt um’s Überleben zu kämpfen, agiert als Dieb und Schmuggler in einer Bande zusammen mit anderen Kindern. So wird dieser Junge, dem vorher niemand etwas zugetraut hat, weil ihm nichts so richtig gelingen wollte, zur wesentlichen Stütze für Eltern und Geschwister, denn etwas zum Essen treibt er immer irgendwie auf.

Nachdem Arons Mutter gestorben ist, landet er im Waisenhaus von Janusz Korczac. Hier bekommt er wenigstens etwas zu essen, auch wenn es nur wässrige Hafermehlsuppe mit geronnenem, gebratenem Pferdeblut ist.
Zwischen dem alten Arzt und Aron entwickelt sich eine Verbindung, aus der beide einen Nutzen ziehen können.

Die Wesenszüge, mit denen der Autor Aron ausgestattet hat, sind gut nachvollziehbar und machen ihn zum persönlichen kleinen Helden, mit dem man permanent mitleidet.
Durch das Verweben von Zeitzeugenschilderungen und Dokumentationsmaterial mit einer fiktiven Geschichte um den Jungen Aron, lässt Shepard das schreckliche Elend dieser Zeit ergreifend aufleben.

Jim Shepard: Aron und der König der Kinder.
C. H. Beck, Januar 2016.
270 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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