Jennifer Haigh: Licht und Glut

Die Energie-Industrie entdeckt einen kleinen heruntergekommenen Ort namens Bakerton in Pennsylvania für ihre Zwecke und macht den ortsansässigen Grundstückseigentümern verlockende Pachtangebote.

Das Städtchen hat den Niedergang von Kohle und Stahl nicht gut verkraftet, und so können die meisten Menschen, die dort leben, das Geld gut gebrauchen.

Doch „Licht und Glut“ ist weit davon entfernt, ausschließlich ein umweltpolitischer Roman zu sein. Schön ist vor allem, wie psychologisch genau die so unterschiedlichen Figuren in diesem Buch gezeichnet sind. Da ist Gefängniswärter Rich mit psychisch labiler Ehefrau und drogenabhängigem Bruder, da ist Pastorin Jess, die sich auf eine Affäre mit einem verheirateten Mitarbeiter einer der Erdgasfirmen einlässt, da sind die mannstolle Gia und ein lesbisches Paar, das sich der Bio-Landwirtschaft verschrieben hat und dem die Fracking-Pläne nicht gut in den Kram passen – um nur einige zu nennen. Die Vielzahl der Figuren ist das einzige, was man an diesem Roman vielleicht kritisieren könnte, denn sie macht ihn etwas unübersichtlich.

Ansonsten ist er ein hochaktuelles Stück Literatur, das zum Beispiel ganz nebenbei zeigt, wie die ländliche Bevölkerung in Regionen Amerikas tickt, die wirtschaftlich abgehängt sind – und warum sie dann möglicherweise sogar darauf kommt, in jemandem wie Donald Trump ihren Heilsbringer zu sehen.

Wobei das ein wohl eher unbeabsichtigter Nebeneffekt ist, denn der Roman ist im Original bereits 2016 erschienen, als der amerikanische Präsident noch Barack Obama hieß.

Jennifer Haigh: Licht und Glut.
Droemer, April 2017.
480 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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