Jean-Philippe Blondel: This is not a love song

loveMan stelle sich vor, eine jahrelange Freundschaft – früher hätten wir gesagt Blutsbrüderschaft  -mit einem Kumpel, mit dem du aufgewachsen bist, mit dem du die letzte Zigarette -, mehr noch das letzte Bier geteilt hast, mit dem du Frauen aufgerissen hast, usw…, so mir nichts dir nichts zerbricht, ganz einfach zerbricht. Denn du verlässt deinen Freund, mit irgendeiner Frau, der du, einer plötzlichen Eingebung zufolge sagst, rette mich – nimm mich mit, ich gehe mit dir wohin du willst. Vincent um den es hier geht, haut tatsächlich mit ihr ab, nach England. Und spät, ach was, viel zu spät erkennt er, wer daran zerbrochen: sein Freund Etienne. Bis dahin müssen wir ziemlich viel (Text) über uns ergehen lassen. Die vermeintliche  Langatmigkeit scheint aber Blondes  Methode zu sein, beschreibt sie doch seinen  Besuch „zu Hause“, in der französischen Provinz. Warum kommt er zurück? Vincent  hat in England geschäftlich Erfolg und mit seiner Frau sogar zwei Kinder. Sie sagt ihm eines Tages, dass sie eine Woche Auszeit brauche, einfach Mal Kopf frei, etc., und schlägt ihm vor, auch mal wieder den alten Kontinent zu besuchen.   Frankreich, seine Eltern, seine ehemaligen Freunde, die Gegend. Er fährt, aber kommt nicht an. Es setzt ihm alles sehr zu, er ist gereizt, genervt und würde am liebsten so schnell wie möglich wieder zurück zu seinem Geschäft und seiner Familie.  Er bekommt keinen Zugang mehr zu seinem ehemaligen Leben, seine Eltern verachtet er, sein ehemaliges Zimmer, alles mieft ihn an. Kurz vor seiner Abreise kommt es dann doch zu einer entscheidenden Begegnung, die dem Roman die Pointe gibt. Hier muss man ein paar Mal schlucken, hier offenbart sich dann die ganze Tragödie, bzw. die Erzählkunst von Blondel. Beachtenswert.

Jean-Philippe Blondel: This is not a love song.
Deuticke, Februar 2016.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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