James Salter: Verbrannte Tage: Erinnerung

saltManchmal braucht man im Leben eine Unbeschwertheit, eine Unbekümmertheit, um sich an Neues zu wagen. Für den jungen James Salter (geb. am 10.06.1925 in New York City, gestorben am 19.06.2015 in New York) war die Kindheit vorbei, als ihn sein Vater in eine Militärschule schickte, wo er selbst früher als Jahrgangsbester in die Analen der Schule eingegangen war. Für James, dem der blinde militärische Gehorsam nicht lag, schien der Platz des Jahrgangsbesten von Tag zu Tag weiter wegzurücken. Viel zu viele Disziplinarstrafen nahmen ihm Zeit und Kraft. Der andere ruhmreiche Platz war der des schlechtesten Schülers. Auch ihm galt eine besondere Anerkennung. Tatsächlich fand James Anerkennung als Pilot in Kampfeinsätzen, auch wenn der Weg dorthin holpriger war, als es zunächst aussah. Was er sah, war die pure Freude am Fliegen, die Weite, die Freiheit, die Geschwindigkeit. Die Kehrseite war, dass die besten der besten abgeschossen wurden oder später in der Raumfahrt zu Tode kamen.
Im Alter von 32 Jahren quittierte er seinen Dienst in der Armee. Ein Jahr zuvor, 1957, erschien sein erster Roman „The Hunter“.
Von jetzt auf gleich entschied er, als Privatmann Bücher zu schreiben. So nach und nach wurde ihm bewusst, wie wenig er von der Kunst im Allgemeinen oder dem Schreibhandwerk verstand. So wie er früher das Fliegen lernte, in dem er es tat und dabei Erfahrungen sammelte, so schrieb er: Bücher, Drehbücher. Auf einmal war er fest in der Filmbranche integriert.
Seine Erinnerungen „Verbrannte Tage“, erstmalig 1997 erschienen, lesen sich wie ein gigantisches Mosaik. In jeder Facette befindet sich eine Persönlichkeit mit einer kleinen Geschichte oder mit einem besonderen Schicksal. Die Schönen und die Reichen, die Berühmten, die Einflussreichen, die Glücklichen und Unglücklichen, die Erfolgreichen und die Gescheiterten. Sie alle sind in James Salters Mosaik der Erinnerung enthalten. Erst im letzten Kapitel offenbart er ein wenig über sein privates Leben und seinen Werdegang als Schriftsteller. Über Erfolg und Glück schreibt er:
„… Man kann es nicht erobern. Man kann davon kosten, sogar eine Stunde lang herrschen, aber das ist alles. Man kann den Strand nicht besitzen oder die Mädchen, die darauf liegen, den Dunst der Sommernachmittage oder das brechende grüne Meer, während die nächste Welle der Aspiranten schon vor der Tür wartet, ihr Murmeln, ihr Hunger. Die nächste Flut schöner unwissender Gesichter, perfekter Körper und die überwältigende Sehnsucht, bekannt zu sein.“ (S. 411)

James Salter: Verbrannte Tage: Erinnerung.
Berlin Verlag, August 2015.
512 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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