James Fenimore Cooper: Der letzte Mohikaner (1826)

mohiEs ist Krieg. Blutig und gewaltreich. Die Britten und Franzosen spielen im August 1757 das Spiel „Teile und herrsche“ im Umland des heutigen New Yorks. Inzwischen sind nicht nur viele Indianerstämme miteinander verfeindet, auch innerhalb eines Stammes gibt es kämpferische Auseinandersetzungen. In diesen unsicheren Zeiten wollen Cora und Alice unbedingt zu ihrem Vater, der gerade das Fort William Henry befehligt, auf welches ein übermächtiges französisches Heer anrückt. Während die Verstärkung für Fort William Henry den Hauptweg nimmt, führt der indianische Kundschafter Magua die kleine Reisegruppe unter dem persönlichen Schutz von Major Heyward durch den Wald angeblich zum Fort. Maguas Plan wird durchkreuzt, als sie zufällig einem weißen Kundschafter in Begleitung zweier Mohikaner begegnen. Aus dem scheinbar leicht durchzuführenden Hinterhalt wird schnell ein ständig wechselndes Katz- und Mausspiel. Auch die Kriegswirren durchkreuzen immer wieder Maguas persönlichen Rachefeldzug. Der Kundschafter, die beiden Mohikaner, Chingachgook und sein Sohn Unca, nehmen Maguas Machenschaften persönlich. Ein Kampf um Leben und Tod ist unausweichlich.
Der Autor James Fenimore Cooper (1789 – 1851) hatte mit seinem 1826 veröffentlichten Abenteuerroman „Der letzte Mohikaner“ Neuland betreten. Erstmalig stellte ein Autor die Ureinwohner, ihre Lebensgewohnheiten und Ideologien in den Mittelpunkt eines Romans. Zwei heldenhafte Indianer stehen sich hier am Schluss gegenüber. Der eine muss seine Ehre und damit seinen Rang innerhalb seines Stammes wiederherstellen und der andere, ebenfalls ein Außenseiter, weil er der letzte seines Volkes ist, will das an Unschuldigen verübte Unrecht vergelten. Dass letztendlich die Intrigen und das Fehlverhalten einzelner Weißer Verursacher dieses Endkampfes waren, dürfte vielen Lesern zunächst nicht aufgefallen sein. Dafür war die Lektüre viel zu spannend und informativ. Coopers wunderbare Naturbeschreibungen kündigen nicht nur weiteres Unheil an, sondern setzen sich abschließend auch mit einem Massaker auseinander, das die französische Heerführung billigend in Kauf nahm:
„… Auch mit der Witterung war eine erschreckende Veränderung vorgegangen. Die Sonne hielt ihre Wärme hinter einer undurchdringlichen Dunstschicht verborgen, und Hunderte menschliche Leiber, die in der sengenden Augusthitze schwarz geworden waren, wurden nun in einer entstellten Form in dem schneidenden Wind eines verfrühten Novembers steif. Die sich kräuselnden, reinweißen Nebelschwaden, die zuvor über die Hügel in Richtung Norden gesegelt waren, kehrten jetzt als eine endlose finstere Decke zurück, die von der Wut eines Sturmes vorangetrieben wurde. Der bunte Spiegel des Horican war dahin; … „(S. 286)
Der Verlag hat freundlicherweise dem Roman ein ausführliches Vor- und Nachwort beigefügt, die das erfahrungsreiche Leben des Autoren und seine umfangreichen Werke im Kontext näher bringen und zeigen, wie erfolg- und einflussreich James Fenimore Cooper tatsächlich war. Seine Lederstrumpfbände dürften auch heute noch im Vergleich zu seinen Seefahrerromanen bekannt sein. Wer sich erst einmal mit den zum Teil umfangreichen Schachtelsätzen und der bildreichen Sprache vertraut gemacht hat, wird mit einem kurzweiligen Abenteuer belohnt, das authentisch, kritisch und zugleich sehr gut recherchiert ein Stück der amerikanischen Geschichte erzählt. Einige Szenen dürften noch eine Weile im Kopf bleiben und Appetitt auf weitere Romane von Cooper machen.

James Fenimore Cooper: Der letzte Mohikaner (1826).
Hanser, Februar 2013.
656 Seiten, Gebundene Ausgabe, 34,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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