Jamaica Kincaid: Damals, jetzt und überhaupt

jamJamaica Kincaid greift in diesem Roman die Abgründe einer Ehe auf.
Trist, traurig und erschreckend makaber kreisen die Gedanken von Mr und Mrs Sweet um damals, die erste Zeit in ihrer Ehe, um das trostlose Jetzt und ihr Zusammenleben überhaupt. Verlorene Liebe und verlorene Gefühle enden in einer von Hass beherrschten Lebenssituation.

Einst reiste Mrs Sweet mit einem Bananendampfer aus einer Karibikinsel an und heiratete Mr Sweet, einen weißen New Yorker.
Sie liebt ihren Mann, ihre beiden Kinder, das Leben in ihrem kleinen Dorf in Neuengland und widmet sich der Hausarbeit und ihrer Familie.

Mr Sweet, ein kleiner Mann, liebt die Musik. In seinem Studio über der Garage des gemeinsamen Heims, dem Shirley-Jackson-Haus, komponiert er erfolglos. Er hasst sein Heim und das kleine Dorf in dem er mit seiner Familie lebt. Für seine Mrs Sweet empfindet er immer mehr Verachtung. Letztlich hasst er seine füllig gewordene Frau so sehr, dass er in seiner Fantasie ihren abgetrennten Kopf auf der Arbeitsplatte in der Küche liegen sieht.

Die wuterfüllten Gedankenstränge von Mr Sweet dominieren das Buch.
Lange Satzkonstruktionen und eine permanent empfundene Distanz zu den Protagonisten, die sich durch das wenig Vertrautheit ausstrahlende vorangestellte „Mister“, bzw. „Missis“ ergibt, sowie die überwiegend perspektivlosen, leidvollen, trostlosen Situationen der Figuren erzeugen beim Lesen andauernde Betroffenheit, die sich auch nach Ende der Lektüre nur schwerlich löst. – Kein Buch, das man entspannt genießen könnte.

Jamaica Kincaid: Damals, jetzt und überhaupt .
Unionsverlag, August 2013.
215 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.