Jacky Durand: Die Rezepte meines Vaters

Dieser Roman handelt von einer ganz besonderen Vater-Sohn-Beziehung und beginnt mit dem zu Ende gehenden Leben des Vaters:  Als Henri im Sterben liegt, verbringt Julien die letzten Tage seines Vaters an dessen Sterbebett. Hier lässt er das Leben des Vaters, das auch sein Leben maßgeblich geprägt hat, Revue passieren.

Nachdem Henri mit seinem Freund Lucien aus Algerien zurückgekehrt war, eröffneten die beiden ein kleines Bistro. Henri kochte und Lucien war „Mädchen für alles“. Die Gäste kamen teilweise aus entfernten Gegenden um Monsieur Henris Kochkunst zu genießen. Dabei war Henri ein Koch der alten Garde, der nur wenige Gerichte anbot. Die Zutaten und Mengen mischte und wog er nach Gefühl ab und fand dabei immer genau das richtige Maß. Wenn Julian seinen Vater in der Küche unterstützte, musste er sich alle Verrichtungen mit Augen und Ohren aneignen, denn der Vater behielt all die Tricks und Kniffe seiner Kochkunst für sich. Henri vergötterte Juliens intellektuelle Mutter. Jeden Tag kochte er für sie und Julien etwas Besonderes, nie servierte er ihnen das Tagesessen. Die Mutter hatte den Vater stets bedrängt, seine unvergleichlichen Rezepte aufzuschreiben. Schließlich durfte sie sich Notizen machen, die Monsieur Henri ihr diktierte. Nachdem Julien von einem Ferienaufenthalt ohne die Eltern nach Hause zurückkehrte, war das Glück zerbrochen. Die Mutter war nicht mehr da, hatte ihn und den Vater verlassen. Das Schlimmste für Julien war, dass es keinerlei Kontakte zur Mutter gab, was ihn sehr quälte. Nachdem Julien sich später auf die Suche nach den von der Mutter verfassten Rezeptnotizen machte, stieß er auf ein Geheimnis, das der Vater ihm all die Jahre über verschwiegen hatte. – Dieser Teil des Romans liest sich spannend, jedoch auch ein wenig konstruiert.

Dem Ende der Geschichte folgt eine Überraschung in Form von Monsieur Henris abgedruckten geheimen Rezepten.

Man spürt beim Lesen, dass der Autor ein Faible für Kulinarisches hat. Kein Wunder, denn Jacky Durand betätigt sich neben seiner journalistischen und der Autorentätigkeit noch als Gastrokritiker. So ist aus seinem Debütroman eine warmherzige Geschichte mit erstaunlichen kulinarischen Anregungen entstanden.

Die Übersetzung ins Deutsche stammt von Ina Kronenberger.

Jacky Durand: Die Rezepte meines Vaters.
Kindler, November 2020.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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