J. Ryan Stradal: Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens

stradalWas sich liest wie der Titel eines Kochbuchs, ist (fast) reine Belletristik. Aber der Autor hat – wie der Titel vermuten lässt, einige Menüpläne und Rezepte in den Plot eingebaut, denn die Handlung dreht sich um Kulinarisches, ums Kochen, um Regionalität und Nachhaltigkeit von Lebensmitteln, ums Genießen, um Kochwettbewerbe….

Der Roman setzt sich aus mehreren Geschichten zusammen, deren Figuren irgendwie mit der Hauptprotagonistin Eva verwoben sind. Doch liest man so manch Überflüssiges, was nicht wirklich dazu beiträgt, den Roman voranzutreiben. Einige Figuren verlieren sich zu sehr in Nebenhandlungen, dass man sich fragt, warum hier nicht mehr herauslektoriert wurde.

Zum Inhalt: Evas Geschmacksknospen werden durch ihren Vater, der Koch ist, bereits als sie erst wenige Wochen alt ist, für außergewöhnliche kulinarische Genüsse sensibilisiert. Ihre Mutter Cynthia kann mit dem kleinen Kind nichts anfangen und verlässt die junge Familie kurze Zeit nach Evas Geburt.

Als Eva gerade ein halbes Jahr alt ist, stirbt ihr Vater an Herzversagen und sie wächst bei Onkel und Tante auf, die sie wie ihr eigenes Kind annehmen.

Als Elfjährige züchtet Eva in ihrem Zimmer Chilis und schon kurz darauf zeichnet sich ab, dass sich die Feinschmeckerin Eva einmal zur gefragten Starköchin entwickeln wird.

Für diese Zeitdauer hat der Autor Eva verschiedene Wegbegleiter mitgegeben, die am Ende wieder um die junge Frau versammelt sind und zum Gelingen ihrer gefragten Dinner beitragen. So ihre Cousine Braque, ihr Cousin Randy, ihr Freund Will und dessen Mutter und weitere Personen, um die sich jeweils Handlungen mit zum Teil großen Zeitsprüngen ranken.

Irgendwie entsteht der Eindruck, als hätte der Autor einfach mal munter ohne Konzept drauf losgeschrieben und dann in einer Überarbeitung versucht, dieses Sammelsurium zusammenzufügen. Dabei unterscheiden sich die Kapitel, abgesehen von der ungewöhnlichen Konstruktion, merklich in ihrem Unterhaltungswert.

Absolut positiv herauszuheben ist aber der Einstieg des Romans: Die Zeilen fesseln und sind mit Verve geschrieben. Die literarische Qualität hebt sich vom Rest des Buches ab, dass man fast glauben könnte, hier war nicht nur ein und derselbe Verfasser am Werk.

J. Ryan Stradal: Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens.
Diogenes, August 2016.
432 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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Ein Kommentar zu “J. Ryan Stradal: Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens

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