J. P. Delaney: The Girl Before

Jane hat ihr Baby verloren und versucht einen Neuanfang. Sie kündigt ihren Job und sucht eine neue Wohnung. Mit weniger Geld als zuvor fällt die Wohnungssuche schwer und nach einigen Besichtigungen bewirbt sie sich um ein merkwürdig modernes Haus in der Folgate Street 1 in London, das durch Minimalismus und High Tech besticht. „Bewerbung“ bedeutet, dass sie erklären muss, warum das Haus und sie zusammenpassen, dass sie hundert teils persönlicher Fragen beantworten und dem Architekten und Besitzer des Hauses, Edward Monkford, ein Foto von sich schicken muss.

„The Girl Before“, von dem Jane nach und nach erfährt, ist Emma. Sie ist gemeinsam mit ihrem Freund Simon eingezogen, als auch sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben war.

Der Dritte im Bunde mit schmerzlicher Vergangenheit ist der Architekt Monkfort selbst: Das Haus war für seine Familie, Frau und Sohn, konzipiert. Beide sind ums Leben gekommen und Jane findet Hinweise darauf, dass sie unter dem Grundstück des Hauses bestattet wurden.

Das Haus spielt eine Hauptrolle im Buch, es zwingt seine Bewohner, ein ordentliches, im Wortsinne aufgeräumtes und diszipliniertes Leben zu führen. Es gibt keine Teppiche, keine herumliegenden Bücher, Kinder und Haustiere sind verboten, Kameras bewachen seine Bewohner, schränken den Internetzugang ein und kontrollieren die Wassertemperatur. Wird der regelmäßig fällige Fragebogen nicht ausgefüllt, bleibt schon mal die Dusche kalt. Wer ist hier der Sadist – Monkfort oder die Technik?

Die Haustechnik wirkt ein wenig wie aus einem Science Fiction aus dem letzten Jahrhundert, was etwas befremdet. Mehr stören mich die klischeehaften Figuren und die wenig fantasievoll beschriebenen Sex-Szenen; sowohl Emma als auch Jane verfallen dem Architekten, der ähnlich verschlossen und dominant ist wie der Fifty-Shades-of-Grey-Typ.

Was die Geschichten von Emma und Jane grundlegend unterscheidet, wird im letzten Drittel des Buches erzählt und macht den Thriller lesenswert. Vielleicht habe ich einige frühere Hinweise auf diese Wendungen überlesen, und die Spannung kam deshalb für mich zu spät.

Da meine Begeisterung sich in Maßen hält, sei dagegengehalten: Das Hörbuch hat tolle Sprecherinnen, eine Verfilmung ist geplant und der New-York-Times-Bestseller wird von vielen Autoren gelobt, so auch von Sebastian Fitzek, wie das Buchcover verrät.

J. P. Delaney: The Girl Before.
Penguin Verlag, April2017.
400 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.

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