Ivonne Keller: Lügentanz

tanzMichaelas Leben gerät durch eine einzige Frage aus dem Gleichgewicht. „Liebst du mich noch?“, fragt sie ihren Partner David. Und der antwortet gleichgültig, dass er dies nicht mehr tue und sich trennen wolle. So schnell kann das gehen! Minuten später bestreitet David, dass das Gespräch überhaupt stattgefunden habe und es kommt heraus, dass Michaela einen wichtigen Anruf, den sie Stunden zuvor erhalten haben soll, einfach vergessen haben muss. Kann es sein, dass ihre Aussetzer zurück sind? Dass sie sich erneut nicht an bestimmte Dinge erinnert? Aber das Gespräch mit David hat doch sicher stattgefunden … Michaela beschließt, ihre Familie allein zu lassen und sich zurückzuziehen, um Klarheit für ihr eigenes Leben zu gewinnen.

Bei diesem Versuch stolpert sie über die zurzeit obdachlose Lena, die sich ebenfalls auf einen Job als Wohnungs- und Hundesitter bei einem jungen Mann in Frankfurt beworben hat. Das Schicksal schweißt die beiden zusammen, doch auch das Interesse an Michaelas Vergangenheit drängt zum Weiterlesen. Eher kontraproduktiv ist dabei die Tatsache, dass nur sehr langsam Dinge ans Licht kommen und die Suche nach diesen Dingen nicht immer spannend verpackt ist. Manchmal liest man Seite um Seite, ohne dass etwas passiert.

Gut gemacht hingegen sind die Figuren. Sowohl Lena als auch Michaela und die Nebenfiguren sind interessant dargestellt und haben ihre Ecken, Kanten und Geheimnisse, hinter die man erstmal kommen muss. Die Zusammenstellung dieser Figuren ist gelungen und trägt maßgeblich dazu bei, dass „Lügentanz“ doch alles in allem gut lesbar ist. Das liegt auch an der Unterschiedlichkeit der beiden Figuren. Denn Lena ist ziemlich verrückt und spontan, Michaela eher festgefahren in ihren Ritualen und verunsichert durch die gegenwertigen Erlebnisse.

Die Handlung springt immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen, die auch noch durch Email von Michaelas Freundin Bea ergänzt werden. Manchmal verliert man dabei etwas den Überblick, meistens gelingt es der Autorin allerdings, ihre Leser und Leserinnen dann auch wieder einzusammeln und auf den richtigen Weg zu bringen.

Kann man lesen, muss man aber nicht. Dieser Roman hat seine Qualitäten, es gibt allerdings auch bessere.

Ivonne Keller: Lügentanz.
Knaur, Mai 2015.
464 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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