Ilona Andrews: Stadt der Finsternis 08: Ein Feind aus alter Zeit

iloSeitdem ihre Mutter ermordet wurde, hat ihr Pflegevater Kate Daniels nur mit einem Ziel aufgezogen – sie sollte zu einer überragenden Kämpferin werden, um gegen ihren leiblichen Vater eines Tages bestehen zu können.
Im Verlauf der Jahre nach dem Wandel, als die Magie wieder in die Welt kam, hat die junge Frau ihren Weg gemacht. Gekämpft hat sie immer, in und um ihre Heimat Atlanta, Georgia, hat ihre Freunde verteidigt, wie die sprichwörtliche Löwin ihre Jungen.

Seit einiger Zeit ist die nun die Gefährtin des Herren des Rudels, herrscht an Seite Currens über die Gestaltwandler. Als ihr Liebhaber zur Schlichtung eines Streits außerhalb der Stadt weilt, kommt es zum Eklat mit den Nekromanten. Die Vampire marschieren gegen die Festung des Rudels, ein Krieg scheint unausweichlich.
Bald merkt Kate, dass der Konflikt von langer Hand geplant wurde. Der Kriegsherr ihres Vaters hat sich auf ihre Spur gesetzt und versucht sie gefangen zu nehmen.

Dass sie ihre Freunde nicht im Stich lässt macht sie als Anführerin sympathisch, aber auch verletzlich.
So kommt es, wie es kommen muss, Kate gerät in Gefangenschaft, entflieht mit Hilfe Currens und ihrer Freunde nur um sich dann schlussendlich im Thronsaal ihres Vaters wiederzufinden – Roland, unsterblicher Gott und Mörder ihrer Mutter aber ist so ganz anders, als erwartet.

Dass er allerdings Anspruch auf Atlanta erheben will kann Kate nicht akzeptieren – so kommt es zu dem, was Eltern und Kinder auf der ganzen Welt nur bestens kennen – zum Streit um die Eigenständigkeit des Zöglings …

Seit einigen Bänden bereits hat es sich angedeutet – nun ist es soweit, Kate trifft endlich auf ihren göttlichen Vater. Die Begegnung aber erweist sich als ganz anders, als erwartet. Wer mit verheerenden Stürmen, Gewaltorgien und massenhaft geschundenen Opfern gerechnet hat, der reibt sich ein wenig verwundert die Augen.
Sicherlich, es gibt Auseinandersetzungen zuhauf im Roman, es wird gefightet, intrigiert und verraten was das Zeug hält, und die Gefangennahme und anschließende Flucht durch das Gefängnis halten jede Menge mehr als gruselige Szenen für den Leser bereit. Und dennoch ist dies ein Roman, der sich hauptsächlich um Gefühle dreht.

Es geht – natürlich – um Liebe, um Opfer, die man für denjenigen, den man liebt bringt, um Egoismus, Egozentrik, aber auch um Angst, Neid und übersteigertes Geltungsbewusstsein. Nachdem uns Roland über diverse Romane hinweg anhand seiner Taten vorgestellt wurde, erweist sich sein persönliches Auftreten dann als etwas – ernüchternd.
Statt des gottgleichen Wesens, dem Verschlinger von Völkern erwartet uns ein zunächst durchschnittlich aussehender Mann, dessen Kräfte wohl verborgen sind. Anstelle des erhofften großen Fights Tochter gegen Vater, bei dem Einer der Beiden auf dem Schwert sein Leben aushaucht also eher ein erstes, vorsichtiges Beschnuppern.
Natürlich ist diese Begegnung ein wenig enttäuschend, gerade weil sie so lange als explosiver Konflikt aufgebaut wurde, dennoch ist die damit verbundene Zäsur überfällig.

Wie uns die Autoren mitteilen, wird die Handlung um Kate zwar nicht abgeschlossen, doch gibt es markante Veränderungen sowohl in der Rolle Kates und ihres Gefährten wie auch in Hinblick auf den Konflikt mit Roland. In der nächsten Zukunft wird Kate als Hüterin Atlantas bedrängt, angegriffen und muss sich in ihrer neuen Verantwortung stellen. Dass Roland genau beobachten wird, wie sich seine Tochter schlägt darf man voraussetzen, dass er sich indirekt einmischen wird ebenso.

So ist für weitere Dramatik gesorgt, wird das Tempo hoch und die Actionszenen weiter packend bleiben.

Ilona Andrews: Stadt der Finsternis 08: Ein Feind aus alter Zeit.
Egmont LYX, Juli 2015.
480 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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