Hila Blum: Der Besuch

hilaDer Debüt-Roman der israelischen Schriftstellerin Hila Blum, geboren 1969, hat eine interessante Grundhandlung: Der Multimillionär Duclos, der einem jungen Paar vor Jahren in einem Pariser Nobelrestaurant aus der Patsche geholfen hat, kündigt überraschend seinen Besuch in Jerusalem bei eben diesem Paar an. Es ist inzwischen verheiratet und hat Kinder. Was Nataniel, der Mann, nicht weiß: Zwischen seiner Frau Nili und dem Millionär ist damals etwas vorgefallen – nein, kein Sex –, von dem Nili ihrem Mann nie etwas erzählt hat.

Der Roman bezieht also einen Teil seiner Spannung aus den Fragen, was damals wohl passiert sein könnte – denn das lässt die Autorin lange offen – und natürlich, wie das Wiedersehen des Paares mit ihrem einstigen Helfer abläuft.
Leider verliert die Autorin diese Grundthemen zeitweilig ein wenig aus den Augen. Ihre Geschichte versandet gelegentlich im nervtötenden Klein-Klein von Nilis Alltag mit demenzkranker Mutter, einem Ehemann, der (möglicherweise) fremdgeht, einer pubertierenden Tochter und einem Kleinkind.

Gerade die Gespräche mit dem Kleinkind können zwar eine Zeit lang witzig sein, aber wenn sich das über zu viele Seiten hinzieht – wie in diesem Buch manchmal der Fall – fängt es in einem Roman für Erwachsene an zu langweilen. Es gehört sicherlich zur ganz hohen Kunst des Schreibens, genau diese Langweiligkeit und Nervigkeit des Alltags so darzustellen, dass nicht auch der Leser genervt ist – eine Aufgabe, die Hila Blum nicht perfekt gelöst hat.
Ganz am Ende kommt die Autorin wieder auf ihr eigentliches Thema zurück: Erst 30 Seiten vor Schluss findet der immerhin titelgebende Besuch tatsächlich statt – und führt schließlich zu einem etwas laschen Ende.

Klar, die Darstellung des Familienalltags in Kombination mit dem Geheimnis um den Millionär – das hier nicht verraten werden soll – ergibt Sinn, aber im Ganzen bleibt dieses Buch etwas unbefriedigend.

Hila Blum: Der Besuch.
Berlin-Verlag, August 2014.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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