Hera Lind: Die Sehnsuchtsfalle

sehnsuchtsfalleMit Rita Rosario, der Heldin aus Hera Linds neuem Tatsachenroman „Die Sehnsuchtsfalle“, hat man schon nach 60 Seiten Mitleid: Wie kann eine Frau nur so einfältig sein? Irgendwann fängt man beim Lesen dann doch an, diese chaotische Frau für ihr Durchhaltevermögen zu bewundern.

Kurz vor dem Abitur verliebt sich Rita in einen Afrikaner, wird schwanger von ihm, der Student verlässt sie, Rita schlägt sich mit Aushilfsjobs durchs Leben. In ihrem Elternhaus war sie vorher das Aschenputtel, das die beiden Brüder, Nesthäkchen Tanja und die Mutter bedienen musste. Rita bricht mit der Familie, wandert später mit ihrem kleinen Jungen nach Spanien aus, eröffnet dort eine Bar, fällt wieder auf die falschen Männer herein.

Nach 14 Jahren steht plötzlich wieder ihre erste Liebe, der Afrikaner Tony, vor der Tür. Und als er wenige Wochen später bei einem Autounfall stirbt, will Rita das nicht wahrhaben, lässt sich von einem ehemaligen Freund und seinen Kumpanen nach Brasilien locken und als Drogenkurier missbrauchen.

Vier Jahre sitzt sie in Brasilien in Gefängnissen; Hera Lind lässt die chaotische Frau auch von menschenunwürdigen Verhältnissen hinter Gittern erzählen. Auch Sohn Benny, inzwischen wieder zurück in Deutschland, geht vor die Hunde. Rita macht im brasilianischen Gefängnis Abitur und versucht das Beste aus der ausweglosen Situation zu machen. Entlassen aus dem Gefängnis, adoptiert sie ein brasilianisches Straßenkind.

In Rückblenden erzählt Hera Lind dieses abenteuerliche Leben. Zum ersten Mal spielt einer der Tatsachenromane der Autorin im kriminellen Milieu. Aber Rita hat, wie alle Heldinnen von Hera Lind, ein Kämpferherz und einen ausgeprägten Mutterinstinkt. Dennoch ist sie am Schluss eine einsame, gebrochene Frau, die in Deutschland nicht mehr Fuß fassen konnte.

Vor Tricks der Drogenmafia ist dieser Frauenroman eine Warnung und auch davor, als Frau in eine Liebes-Sehnsuchtsfalle zu tappen. Ein typischer Lind-Roman – unterhaltsam geschrieben und mit einem großen Schuss Alles-wird-gut-Optimismus.

Hera Lind: Die Sehnsuchtsfalle.
Diana, November 2016.
416 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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