Helga Schütz: Von Gartenzimmern und Zaubergärten

Die deutsche Schriftstellerin und Drehbuchautorin Helga Schütz (Jahrgang 1937) ist ausgebildete Gärtnerin. Sie besitzt einen großen Waldgarten in Potsdam und weiß, wovon sie spricht, wenn sie vom Gärtnern erzählt. Mit dem Buch „Von Gartenzimmern und Zaubergärten“, das von Nils Hoff wunderbar illustriert wurde, lässt sie die Leserinnen und Leser an ihren Gartenerfahrungen und ihrer Gartenleidenschaft teilhaben. Das Buch ist am 10. März 2020 im Aufbau Verlag erschienen.

Nicht schon wieder ein Buch über den Garten und das glücklich machende Gärtnern, dachte ich nach gefühlt 50 gelesenen Büchern zu diesem Thema und jedes Jahr (besonders im Frühling) kommen neue dazu. Aber dann las ich Helga Schütz’ ersten Satz „Selten führt so ein freundlicher Raum seinen richtigen guten Namen“ und sie meint damit das Gartenzimmer. Das ist, einmal abgesehen von Nils Hoffs Zeichnungen, ein überraschender Beginn. Spricht man in Gartenzeitschriften oft von Gartenzimmern, so ist der Trend gemeint, den Garten durch die Einteilung in Bereiche unterschiedlicher Bepflanzung abwechslungsreich zu gestalten. Aber Helga Schütz meint tatsächlich ein Gartenzimmer (eine Veranda, einen Schuppen, einen Wintergarten, einen Anbau), das zum Haus gehört, aber den Übergang zum Garten markiert. Dank dieses (für ein Sachbuch untypischen) Einstiegs bin ich gleich positiv gestimmt und voller Erwartung auf die nächsten Zeilen. Und ich soll nicht enttäuscht werden. Helga Schütz nimmt mich nicht nur mit in ihren Garten, sondern auch in die berühmter Kollegen, wie Karl Foerster, Carl von Linné, Peter Joseph Lenné oder in den Park von Schloß Sanssouci. Im Jahreszeitenverlauf stellt sie Pflanzen vor, erzählt über ihre Herkunft und ihre Entdecker. Vom Krokus im Frühjahr über die Nachtkerzen im Sommer, das Laub der Linden, Buchen und Birken im Herbst bis zu den Koniferen im Winter. Die Informationen zu den Gewächsen sind eingebettet in kleine, persönliche Geschichten, die Helga Schütz mit den Pflanzen verbindet. So unterhaltsam habe ich selten selbst die lateinischen Namen der Blumen, Bäume und Sträucher gelesen. Und lehrreich ist die Lektüre „Von Gartenzimmern und Zaubergärten“ außerdem, aber auf eine ganz unaufdringliche, beiläufige Art. Oder wußten Sie, dass aus dem Sadebaum, dem Virginischen Bleistiftwacholder, Bleistifte gemacht wurden?

Am Ende des Buches schreibt Helga Schütz über ein Wiedersehen mit den alten Ausbildungskolleginnen und -kollegen in Dresden und webt ihren Werdegang zur Gärtnerin in der Nachkriegszeit darin ein. So lernt sie schon früh, dass ein Garten nicht nur romantisch schön und entspannend, sondern auch arbeitsreich und voller kleiner Enttäuschungen und Tiefschläge ist.

„Von Gartenzimmern und Zaubergärten“ ist ein Buch, dass durch seine schöne Sprache und gekonnte Inszenierung, die Sachkenntnis und die wunderbaren Illustrationen glänzt und den Respekt vor der Natur lehrt. So ist es nicht nur für Garten-Fans ein Leseschatz.

Helga Schütz: Von Gartenzimmern und Zaubergärten.
Aufbau Verlag, März 2020.
199 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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