Håkan Nesser: Barbarotti und der schwermütige Busfahrer

Der Schwede Håkan Nesser (Jahrgang 1950) ist ein bekannter und viel gelesener Schriftsteller von Kriminalromanen. In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht er seine Bücher. So erschien am 28. September 2020 sein neuester Krimi mit dem Titel „Barbarotti und der schwermütige Busfahrer“ in einer Übersetzung aus dem Schwedischen von Paul Berf bei btb.

Die Kriminalinspektoren Gunnar Barbarotti und Eva Backmann haben sich wegen einer internen Ermittlung beurlauben lassen. Eva Backmann hatte während eines nächtlichen Einsatzes wegen Brandstiftung von ihrer Schusswaffe Gebrauch gemacht. Dabei erschoss sie einen der Täter.

Nun reisen sie nach Gotland, um Abstand zu gewinnen und das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten. Barbarotti und Backmann sind nicht nur Kollegen, sie leben inzwischen auch zusammen. Auf dem Dorfplatz von Valleviken meint Gunnar Barbarotti einen Mann wieder zu erkennen, der vor Jahren in einem anderen Fall eine Rolle gespielt hatte.

Ein Busfahrer suchte sie damals auf, weil er Drohbriefe erhalten hatte. Dieser Mann, Albin Runge, war sechs Jahre zuvor mit seinem Bus in einen Unfall verwickelt, bei dem viele Schüler und eine Mutter ums Leben kamen. Die beiden Inspektoren versuchten den oder die Schreiber der Briefe zu ermitteln, waren jedoch nicht erfolgreich. Zum Jahrestag des Unfalls verschwand Albin Runge mit seiner Frau Karin Sylwander. Sie meldete ihn später vermisst. Seine Leiche wurde nie gefunden. Nach einiger Zeit wurde Albin Runge für tot erklärt und der Fall abgeschlossen.

Auf Gotland entdecken Barbarotti und Backmann neue Spuren, die sie die damaligen, polizeilichen Untersuchungen in einem neuen Licht sehen lassen. Dabei spielen u.a. die schriftliche Notizen des vermeintlichen Opfers eine große Rolle.

„Barbarotti und der schwermütige Busfahrer“ ist ein ruhiger Krimi. Rasante Action und blutige Gemetzel finde ich hier als Lesende nicht. Dafür aber feine, humorvolle Dialoge, vor allem zwischen Gunnar Barbarotti und Eva Backmann, und eine knifflige, spannende Handlung um den Busfahrer Albin Runge. Wieder einmal bedient sich Håkan Nesser unterschiedlicher Zeitebenen und erzählt die Geschichte mit Zeitsprüngen.

Nach dem letzten Krimi mit Kriminalinspektor Gunnar Barbarotti („Am Abend des Mordes“), der 2014 auf Deutsch erschien, knüpft Nesser an die erfolgreiche Serie an. Bereits in „Der Verein der Linkshänder“ aus dem letzten Jahr hatte er die beiden Hauptfiguren seiner Krimireihen, van Veeteren und Barbarotti, gemeinsam ermitteln lassen.

Håkan Nesser liefert gute und spannende Krimiunterhaltung. Das liegt in erster Linie an seinen Figuren, die erfrischend normal daherkommen und sich wunderbare Wortwechsel liefern. Aber auch an der klaren Sprache ohne viel Firlefanz und den Möglichkeiten des Vor- und Zurückspringens der Handlung in den Zeitebenen. So erfahre ich als Lesende immer nur einen Teil der Geschichte und bleibe neugierig und gespannt. Die Auflösung des Falls um den Busfahrer Albin Runge ist am Ende allerdings wenig spektakulär und auch ein wenig einfach geraten. Da hätte es für meinen Geschmack etwas mehr Dramatik sein können.

Nichtsdestotrotz erhält „Barbarotti und der schwermütige Busfahrer“ von Håkan Nesser meine unbedingte Leseempfehlung verknüpft mit der Hoffnung auf weitere Krimis mit dem Ermittler-Duo Barbarotti/Backmann.

Håkan Nesser: Barbarotti und der schwermütige Busfahrer.
btb, September 2020.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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Ein Kommentar zu “Håkan Nesser: Barbarotti und der schwermütige Busfahrer

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