Gregor Wolf: Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche

Etzel Zauderkern wächst weit ab vom Hof auf einer kleinen Burg als Lehrling des örtlichen Zauberers auf. Dass er lange noch nicht wirklich zaubern kann, das weiß er, doch in seinen Gedanken – ja, da versetzt er Berge, jagt die Schurken und rettet das Königreich. Soweit zu seinen Tagträumen, als er eines Tages im nahen Wald, auf der Suche nach heilsamen Kräutern, einen panischen Hilferuf hört. Eigentlich will er nichts mehr, als seine Beine in die Hand nehmen und in die Sicherheit der Burg flüchten, doch einem Menschen in Not nicht beizustehen, das kommt für ihn nicht in Frage.

Auf einer Lichtung stößt er auf einen Boten der Königin und drei Schurken, die diesem seine Nachricht gewaltsam abnehmen wollen. Nicht, dass er wirkliches Heldenmaterial wäre, doch sein Temperament geht mit ihm durch. Er mischt sich ein, verhilft dem Boten zur Flucht und bringt den jungen, schwer verwundeten Mann in die Burg. Die Botschaft – so kurz wie erschreckend: Die Königin liegt mit einer tödlichen Krankheit darnieder und bittet den Meisterheiler um Hilfe. Dass dieser selbst ernsthaft erkrankt ist, führt dazu, dass er Etzel an seiner Statt aussendet, der Königin zu Hilfe zu eilen.

Doch so einfach, wie es sich unser Hasenfuß erhofft, wird die Mission nicht. Verrat lauert auf dem Weg, dreiste Schlagtots heften sich auf seine Fersen, nur der Hilfe einer Knappin – der ersten Frau des Reiches, die Ritterin werden will -, verdankt er sein Überleben. Zusammen machen diese Beiden sich auf, das dunkle Komplott, die Königin zu vergiften, zu durchkreuzen …

Wer immer bereits ein wenig in die klassische Fantasy hineingeschnuppert hat, der wird in vorliegendem Roman auf doch recht bekannte Versatzstücke stoßen. Der junge, entwicklungsfähige, aber zaudernde Held, die Gefährtin, Verräter, die unseren Beiden auflauern, ein Königreich in Gefahr – das kennen wir bestens.

Gregor Wolf reichert dieses dann aber mit einigen Überlegungen an, die in der Fanatsy eher selten anzutreffen sind. Als da wären – eine junge Frau, die gegen Vorurteile kämpft, sich vehement für Gleichberechtigung einsetzt. Oder ein Held, der zwar immer gerne an sich zweifelt der dann aber lernt, dass es oftmals geschickter, ja zielführender ist, um Hilfe zu bitten, statt despotisch Befehle auszustoßen, die eh keiner befolgt. Hier können sich die jungen Leserinnen und Leser wunderbar in unsere Erzähler hineinversetzen. Wo gehöre ich hin, in dieser Welt, wie kann ich hier die Aufmerksamkeit und Achtung der Erwachsenen erreichen, was will ich überhaupt mit meinem Lesen anfangen und welche Grenzen lege ich mir dabei selbst auf? Fragen, die sich unserem Etzel wie auch seiner Begleiterin stellen.

Daneben wartet ein munteres Abenteuer ohne viel Gewalt – ja, es sterben Figuren, doch wird dies eher im Hintergrund abgehandelt – auf die Leserin respektive den Leser. Wolf geht es mehr um die Gefühlslage seiner Protagonisten – in dem ein zwar erwartetes, in seinen Details aber durchaus überraschendes Finale auf uns wartet.

Alles in allem also ein Roman, der ganz auf die Zielgruppe zugeschnitten ist. Ein Buch, das viele bekannte Ansätze anbietet, dabei aber auch moderne Überlegungen und Problemfragen inkludiert und altersgerecht behandelt. Sprachlich unauffällig wartet somit ein durchaus spannendes Leseabenteuer auf die Interessierten.

Gregor Wolf: Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche.
Ueberreuter, September 2022.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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