Graeme Simsion: Der Mann, der zu träumen wagte

Wer die beiden Vorgänger-Romane des australischen Autors Graeme Simsion, „Das Rosie-Projekt“ und „Der Rosie-Effekt“, gelesen hat, könnte über Werk Nummer drei etwas enttäuscht sein.

„Der Mann, der zu träumen wagte“ ist anders: weniger lustig, insgesamt normaler als die beiden so originellen Rosie-Romane: Ein 49-jähriger Mann, der sich in seinem Leben leidlich gut eingerichtet hat, bekommt nach 22 Jahren eine E-Mail von seiner ehemaligen Geliebten Angelina. „Hi“ ist das einzige, was sie schreibt. Doch diese zwei Buchstaben setzt eine ganze Kettenreaktion in Gang. Soll er antworten? Wenn ja, was? Soll er sie womöglich sogar treffen? Was kann er seiner Frau Claire darüber sagen?

Zunächst nimmt die Vergangenheit einen Großteil der ersten Romanhälfte ein. Sie zeigt, wie sich Angelina und der Ich-Erzähler Adam 1989 in einer Bar kennengelernt haben. Er hat dort am Klavier gespielt, sie hat sich dazugestellt und gesungen. Überhaupt spielt die Musik in diesem Roman eine wichtige Rolle. Adam drückt seine Gefühle über Songs aus den vergangenen 50 Jahren Pop-Geschichte aus. „You are so beautiful“ oder „I will survive“ gehören dazu. Das funktioniert für den Leser nur halb, hauptsächlich natürlich, weil Musik, die zwischen zwei Buchdeckel gepresst ist, eben dann doch nicht die Wirkung erzielt, wie wenn man sie hört.

Letztlich ist „Der Mann, der zu träumen wagte“ eine rührselige und insgesamt recht gewöhnliche Liebesgeschichte. Wer auf dieses Genre steht, wird zum Ende hin mitfiebern, wer mit wem wohl zuletzt zusammenbleibt. Alle, denen das allein für einen guten Roman nicht reicht, werden mit diesem Buch wohl nicht glücklich.

Graeme Simsion: Der Mann, der zu träumen wagte.
Krüger, Februar 2017.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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