Gesa Schwartz: Emily Bones 01: Die Stadt der Geister

Mit dreizehn, da hat man noch Träume. Auch die zusammen mit ihrer kleinen Schwester in Paris lebende Emily hat ganz viele Träume. Träume von ihrer früh verstorbenen Mutter, Träume von ihrem, bei einem Unfall getöteten Vater und Träume, wie man sie als junges Mädchen eben so hat. Zusammen mit ihrer besten Freundin denkt sie sich Geschichten aus, spielen die Beiden sich mehr oder minder harmlose Streiche. An Halloween dreht ihre kleine Schwester ihr extra jede Menge wilder Locken, bevor sie auf Tour geht. Danach verliert sich ihre Erinnerung. Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich in einer Kiste wieder. Da hat ihr ihre Freundin, deren Vater Bestatter ist, wohl wieder einen Streich gespielt. Als sie sich aus dem Grab befreit, ist dann aber doch alles anders, als gedacht. Nichts mit Streich, nichts mit lustig Halloween – Emily ist tot, so wie in auf ewig gegangen, nichts mehr mit Schule, Party oder sich um die kleine Schwester kümmern.

Erst rennt sie in ein wandelndes Skelett, dann macht sie die Bekanntschaft eines Irrwichts und anschließend – sie ist das erste Mal in ihrem Leben in Ohnmacht gefallen – kümmert sich ein Zombie als Sanitäter um sie. Der Friedhof Père Lachaise ist ihre neue Heimat, die Gesetze dort sind streng, die Toten ebenso skurril, wie die Strafen, die drakonisch ausfallen – schließlich gibt es auch im Reich der Geister Gesetze, die zu beachten sind. Eines lautet, dass der Friedhof nicht verlassen werden darf, schließlich warten außerhalb die Vampire und die Sendboten der Toten auf die Untoten, um diesen ihr letztes bißchen Lebenskraft, das allein sie auf Erden zurückhält, auszusaugen. Doch Emily weiß, dass sie ihrer Schwester geschworen hat, sich um sie zu kümmern. Und sie ist sauer, so richtig mies drauf auf den Toten, der ihr im Auftrag Dhragars die Lebenskraft geraubt und sie ermordet hat. So einfach soll dieser nicht davonkommen, das hat sie sich geschworen ….

Gersa Schwartz debutierte im Lyx Verlag, als dieser noch zu Egmont gehörte und eine sehr interessante phantastische Abteilung sein Eigen nannte. Und sie eroberte die Herzen der Leser mit ihren Urban Fantasies im Sturm. Damals wurden ihren Werken gar die Weihen eines Hardcovers zuteil, eine Ehre für einen Newcomer, die beweist, dass man im Verlag von ihr und ihren Romanen mehr als überzeugt war. Zurecht, wie die Verkaufszahlen bewiesen und der Hype um die in Hamburg lebende, etwas exzentrische Autorin nahm ihren Beginn. Nachdem Lyx zu Lübbe wechselte und sich fast ausschließlich der Romance zuwandte, suchte und fand die Autorin zunächst beim zu Random House gehörenden cbt Verlag eine neue Heimat, bevor sie mit vorliegenden Werk zu Thienemann (Planet! Imprint) wechselte.

Wie hat dies eine Kollegin von mir einst so treffend formuliert – „Gesa Schwartz könnte selbst eine Gebrauchsanleitung für eine Waschmaschine packend formulieren“. Und das beweist sie auch im vorliegenden Roman.

Erneut hat sie ihre Handlung in ihrer Lieblingsstadt, Paris angesiedelt, in der sie sich bestens auskennt und deshalb viel des besonderen Flairs vermitteln kann. Und sie bietet den jugendlichen Leseratten genau das, was diese in einem Buch suchen – eine ideale, weil störrige, dickköpfige aber liebevoll gezeichnete Heldin, ein phantastisches Abenteuer, fiese Gegner und jede Menge Wendungen – ja, auch ein Schwung Gefühle darf nicht fehlen.

Dabei geht es, unauffällig hineinverwoben, um durchaus ernste Themen. Es geht um das Sterben, um Verlust und die Bewältigung desselben, um Trauerarbeit und Verantwortung – nicht wirklich leichte Themen, die die Autorin hier anspricht. Doch mit scheinbar leichter Hand gelingt ihr der Spagat zwischen packendem, mitreissenden Abenteuer und ihrer Message.

Das übt dann eine Sogwirkung auf den Leser aus, so dass sich die Seiten, angesichts des erneut sehr unauffälligem, aber gefälligem Stil wie von selbst umblättern.

Gesa Schwartz: Emily Bones 01: Die Stadt der Geister.
Planet, Juli 2018.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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