Gerhild Stoltenberg: Überall bist du

Tom hat Martha verlassen und diese versinkt in ein tiefes Loch. Alles in ihrer Heimatstadt erinnert sie an ihren Liebsten, an die Beziehung, die gemeinsam verbrachten Stunden und Ausflüge. Deshalb muss sie einen Schnitt machen: Sie flieht ins ferne Belgrad. Von hier aus beginnt sie Geschichte zu erzählen und in dieser spielen drei Kinder im Alter von ein bis fünf Jahren eine wichtige Rolle. Es sind allerdings nicht Marthas eigene Kinder, sondern die Kinder einer Mutter, bei der sie schließlich babysittet. Oskar, Nippon und Beppi können Martha allerdings nur am Rande von ihrem Liebeskummer ablenken, sie muss immer wieder an Tom denken.

Dass Tom eigentlich gar nicht Tom heißt, erfährt man etwa zur Mitte des Romans. Für Martha wäre es zu schmerzhaft, ständig seinen wahren Namen zu denken und zu schreiben, deswegen hat sie im kurzerhand einen anderen verpasst. Logik ist nicht die größte Stärke dieses Romans, das sei an dieser Stelle erwähnt. Martha hat eigentlich schon einen scheinbar zeitfüllenden Job, von dem man leben kann, seine Rechnungen bezahlt bekommt und sogar noch ein paar Euro übrighat. Nun babysittet sie auch noch nebenher die drei Kinder, was zeitlich sogar sehr ausartet. Das scheint alles kein Problem!

Und nicht nur darunter leidet der Roman. Ich fand auch vor allem das Kind Oskar – er muss so etwa fünf Jahre alt sein – sehr gewöhnungsbedürftig. Er kommt einem bisweilen wie ein kleiner Erwachsener vor und redet doch sehr erwachsen. Manchmal wird es durch die Kinder allerdings auch lustig und der Roman ist alles in allem leicht zu lesen. Eine bahnbrechende Lektüre ist „Überall bist du“ allerdings nicht. Eher guter Durchschnitt bei tollem Schreibstil.

Gerhild Stoltenberg: Überall bist du.
Atlantik, April 2017.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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