Gary Shteyngart: Willkommen in Lake Success

Gary Shteyngart, ein russisch-stämmiger Jude, der in den USA lebt, legt mit „Willkommen in Lake Success“ einen großen amerikanischen Gesellschaftsroman vor. Darin seziert er das amerikanische Befinden im Jahre 2016 – einer Zeit, in der ein gewisser Donald Trump sich anschickt, der nächste US-Präsident zu werden.

Die Welt des schwerreichen New Yorker Hedgefonds-Managers Barry bricht auseinander. Sein Fonds basiert auf Lügen und die Kapitalgeber ziehen ihr Geld zurück. Außerdem liebt ihn seine Frau Seema nicht mehr. Dass das Paar einen autistischen Sohn hat, der kein Wort spricht und jede Berührung ablehnt, macht die Lage nicht besser.

Barry zieht die Reißleine, wirft Kreditkarten und Handy weg und setzt sich in den nächsten Greyhound-Bus, um seine Jugendliebe Layla in El Paso zu treffen.

Obwohl es recht viele Figuren sind, die diesen (dicken) Roman bevölkern, gelingt es dem 1972 Autor sehr gut, sie alle mit Leben zu füllen und zu unverwechselbaren Individuen zu machen. Man sitzt als Leser gerne mit Barry im Bus und lernt den einäugigen Mexikaner kennen, der an Barrys Schulter schläft oder die hinreißend schöne Brooklyn, die es zu einem One-Night-Stand mit unserem Protagonisten kommen lässt – um nur einige wenige zu nennen.

„Willkommen in Lake Success“ macht vor allem wegen seiner Vielseitigkeit Spaß. Wir bewegen uns genauso in Appartements, die mehrere Millionen Dollar teuer sind, wie in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez, in der der Drogenhandel blüht und die als eine der gefährlichsten Orte weltweit gilt.

Natürlich ist dieser Roman Gesellschaftskritik par excellence. Er kritisiert die Welt der Reichen, deren Reichtum nicht selten auf illegalen Machenschaften basiert, wie die Welt der Hinterwäldler, die aus purer Unkenntnis in Leuten wie Trump ihren Heilsbringer sehen. Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch.

Gary Shteyngart: Willkommen in Lake Success.
Penguin Verlag, April 2019.
432 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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