Friedrich Ani: Der einsame Engel

aniWie so oft in den Romanen von Ani, sind die Persönlichkeitsstudien bzw. Beschreibungen der Szenerien, in der diese Figuren leben, manchmal auch hausen, eindrucksvoller als der Fall selbst.
Dabei ist es egal, ob es sich um die „Ermittlerseite“ handelt oder um die Zeugen oder Täter selbst. Tabor Süden, Hauptperson, Detektiv, Ex- Polizist, brüchige Vita – so wie in fast allen modernen Krimis – hat eine ziemliche Strecke Leben und Erfahrungen hinter sich gebracht. Nun, mit Mitte fünfzig, ist er sich überhaupt nicht mehr schlüssig, was er vom Leben noch will, oder das Leben von ihm. Und da dies, wie bei uns allen, eine ziemlich grundsätzliche Frage ist, geht man dahin, wo es a priori keine Antwort auf die Frage gibt, aber der Aufenthalt manchmal angenehm genug ist, um genau diese Fragen zu vergessen: die Kneipe. Das Büchlein ist geschwängert von Alkohol. Vor allem Süden trinkt gerne Bier. Am Anfang wird die Wortfindung „Katerschmiede“(für Kneipe) ziemlich oft genutzt. Was erst zum schmunzeln anregt, wenn man Neuzusammensetzungen von Substantiven mag. Aber penetriert gebraucht , nervt es. Ich rede wenig von den Fällen, die Ani quasi nebenher ablaufen lässt. Hier geht es um einen verschwundenen Geschäftsmann, der natürlich nicht einfach so verschwunden ist, sondern Teil einer Fratze ist, der man nicht so gerne begegnet. Nun, es wird am Ende alles aufgelöst, aber, wie schon gesagt, dass beeindruckt nicht so sehr. Es sind die Menschenbeobachtungen, die Frage, was uns umtreibt. Sozialpsychologische Studien sind es, gespickt mit Erinnerungen, Lebensläufen, Melancholien und Schuttabladeplätzen der Zeit!

Friedrich Ani: Der einsame Engel.
Droemer, Februar 2016.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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