Flurin Jecker: Lanz

Der 14-jährige Lanz hat Projektwoche und eigentlich keine Lust, einen Blog schreiben. Trotzdem meldet er sich bei dem Projekt „Ich schreibe einen Blog“ an, weil er weiß, dass Lynn da sein wird. Dass sein Lehrer Gilgen den Kurs leitet und Lynn gar nicht da ist, frustriert ihn.

Natürlich hat er keine Ahnung, was er schreiben soll. Als er dann aber beginnt, werden seine Einträge so persönlich, dass niemand den Blog lesen darf: Lanz hat zwei Zuhause, ein Zimmer bei der Mutter, eins beim Vater, und versucht beiden Eltern das Gefühl zu geben, dass es bei ihnen jeweils am schönsten ist.

Das Dorf in der Schweiz, in dem er lebt, steht nicht gerade für Spaß und Abwechslung. Am meisten beschäftigen ihn seine Gefühle für Lynn, die dann doch noch im Kurs auftaucht. Allerdings meint Gilgen, dass es unmöglich sei, im Projekt „Ich schreibe einen Blog“ erst gar nicht zu bloggen, dann seine Texte geheim zu halten, obwohl der Sinn eines Blogs das Teilen von Eindrücken, Geschichten und Gefühlen mit anderen ist.

Anstelle seiner Mitschüler und des Lehrers erfahren allerdings die Leser des Romans alles, was Lanz bewegt: Eigentlich beschreibt und kommentiert Lanz alles Wichtige und nicht so Wichtige seines Alltags, und das ist tatsächlich interessant.

Lanz ist kein absoluter Außenseiter, aber er muss sich Mühe geben, um dazu zu gehören. Er spielt Computerspiele, kifft, hört die richtige Musik, behält seine Gefühle aber wohlweislich für sich. Dass er für seine Mitschüler jetzt so etwas ist wie ein „Dichter“, beschäftigt Lanz, der allerdings weiß, dass es Dinge gibt, „die man nicht richtig aufschreiben kann.“ Der Leser erahnt sie trotzdem.

Die Sache mit Lynn wird irgendwie nichts, außer ein bisschen Blickkontakt ist nichts passiert, und Lanz hat Lynn geadded. Langweilige Osterferien stehen an.

Lanz fährt ins Clavau zu seiner Tante. Es ist eine Reise in eine andere Zeit zu Cousine und Cousin und alten Freunden, an den Ort seiner Kindheit. Die ist ja noch nicht wirklich vorbei, und Lanz freut sich, dass seine Mam an Ostern zu ihm kommt. Leider weiß sie nicht, wieviel Kind noch in ihm steckt. Denn ein Osternest bringt sie ihm nicht mit …

Man könnte viel über Lanz` Sprache schreiben, literarische Sprache, Schweizerdeutsch, Jugendsprache, das ist andererseits aber gar nicht nötig. Lanz schreibt wie er denkt und es liest sich … in einer Nacht. Toll! Lesen!

Flurin Jecker, 1990 in Bern geboren, studierte Biologie, bevor er 2013 das Studium in Literarischem Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel begann. Während seiner Studienjahre schrieb er einen Blog. Lanz ist Flurin Jeckers Abschlussarbeit am Literaturinstitut und auch zugleich sein erster Roman. Er arbeitet als selbständiger Journalist bei der Berner Tageszeitung Der Bund und als Velokurier.

Flurin Jecker: Lanz.
Verlag Nagel & Kimche, Februar 2017.
128 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.

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