Florian Huber: Hinter den Türen warten die Gespenster

Dieses Buch ist kein Roman. Der promovierte Historiker Florian Huber hat vielmehr Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und andere Zeitzeugnisse aus der Nachkriegszeit in Deutschland ausgewertet, um daraus ein interessantes Gesamtbild der ersten Jahre ab 1945 zu zeichnen.

In dieser Collage kommen Frauen vor, die ohne Mann die Familie durchbringen müssen, Kinder, die ohne Vater aufwachsen, und Männer, die aus dem Krieg zurückkehren und sich im Nachkriegs-Deutschland und in ihrer veränderten Familie nicht mehr zurechtfinden. Das Buch zeigt auch, wie sehr diese Zeit noch von Alt-Nazis geprägt war, die sich schnell wieder in einflussreichen Positionen wiederfanden. Und über allem liegt das Übereinkommen, über die zwölf Jahre Nazi-Herrschaft möglichst zu schweigen.

Wer immer geglaubt hatte, die 50er-Jahre seien nach dem grausamen Krieg eine Zeit der blühenden Lebensfreude gewesen, wird hier eines Besseren belehrt. Über allem scheint als Schatten des Krieges eine gewisse Dumpfheit zu lasten. Kritikpunkt ist, dass die Schicksale der Menschen, die der Autor hier vorstellt, nicht nacheinander erzählt werden, sondern durcheinander. Das führt dazu, dass der Leser eine Vielzahl von Namen parat haben muss, um stets den Überblick zu behalten.

Florian Huber: Hinter den Türen warten die Gespenster.
Berlin Verlag, März 2017.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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