F. Scott Fitzgerald: Partytime (1920-1930)

Der US-Amerikaner F. Scott Fitzgerald (1896-1940) ist berühmt für seine Romane „Diesseits vom Paradies“ und  „Der große Gatsby“, die im Original 1920 bzw. 1925 veröffentlicht wurden. Fitzgerald schrieb außerdem Drehbücher und Kurzgeschichten. Im Diogenes Verlag erschien 2015 der Shortstory-Band „Liebe in der Nacht und andere Lovestorys“ (1920). Am 28. Juli 2021 ist nun ebendort „Partytime“ mit Geschichten aus den Roaring Twenties herausgekommen. Die sieben Geschichten wurden im Original zwischen 1920 und 1930 (meist in Zeitschriften) veröffentlicht. Für den Diogenes Verlag hat sie Silvia Zanovello ausgewählt.

Und natürlich dreht sich alles um Partys in den Geschichten. Da meint die reiche und eigenwillig-arrogante Rags Martin-Jones auf den Prince of Wales in einem Nachtclub in New York zu treffen.

Da bekommt die langweilige Bernice von ihrer Cousine Nachhilfe zur Steigerung ihrer Attraktivität auf Partys und lässt sich sogar darauf ein, sich einen Bubikopf schneiden zu lassen.

Oder der arme Gordon, der sich in der Geschichte „Erster Mai“ wegen eines Mädchens unbedingt Geld leihen und dafür seinem ehemaligen Studienkollegen Philip auf einen Ball der Yale-Absolventen folgen muss.

In „Kindergeburtstag“ geht es ausnahmsweise nicht um eine Party für Erwachsene. Dafür endet die Feier mit einer handfesten Schlägerei der Väter.

In einem Kaff im Süden der USA führt Eifersucht schon mal zu einer Gewalttat auf einem Tanzabend.

Oder Michael, der in „Die Hochzeitsparty“ von seiner enttäuschten Liebe zu Caroline geheilt wird.

F. Scott Fitzgerald beschreibt den Glanz und Glitzer der Partys und das Leid der Figuren mit ihren Geldsorgen, ihrer Eifersucht oder ihrem Liebeskummer. Die „Roaring Twenties“ machen in seinen Geschichten ihrem Namen alle Ehre. Alkohol fliesst in Strömen und getanzt wird auch. Die jungen Leute wollen ihr Leben geniessen, feiern und den Alltag vergessen. Frauen und Männer haben dabei festgelegte Rollen. Die Frauen sollen schön sein und die Männer reich. Fitzgerald ist ein genauer Beobachter, detailreich entfaltet er jede Geschichte und mit ihr die Charaktere:

„Sie kam die Gangway langsam herunter. Ihr Hut, ein kostspieliges, unergründliches Experiment, war unter ihrem Arm zerknüllt, und ihre kurzen Knaben- oder Sträflingshaare versuchten vergeblich, sich von der Hafenbrise ein wenig verstrubbeln oder verwehen zu lassen. Ihr Gesicht war wie sieben Uhr an einem Hochzeitsmorgen bis auf die Stelle, wo sie ein angeberisches Monokel in ein Auge von klarem Kinderblau gesteckt hatte. Alle paar Schritte schoben ihre langen Wimpern das Monokel heraus, und sie lachte, verärgert und fröhlich, und steckte das arrogante Augenglas in das andere Auge.“ (E-Book, S. 7)

So versinke ich als Lesende in Fitzgeralds Welt, lasse mich einhüllen von seiner Erzählstimme und freue mich, dass diese Partytime-Geschichten vom Diogenes Verlag wieder entdeckt wurden

F. Scott Fitzgerald: Partytime (1920-1930).
Aus dem Englischen übersetzt von Bettina Abarbanell, Anna Cramer-Klett, Christa Schuenke, Walter Schürenberg & Melanie Walz.
Diogenes, Juli 2021.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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