Evelyn Kühne: Inselküsse: Ein Ostseeroman

Maries Leben läuft nicht immer in geraden Bahnen. Eben hat die alleinerziehende Mutter einen lukrativen Auftrag ergattert, da droht ihre Existenzgrundlage sich in Luft aufzulösen. Das Haus, in dem sie mit ihren drei Kindern wohnt, soll verkauft und saniert werden. Sie kann sich kaum vorstellen, wie sie die anstehende Mieterhöhung stemmen soll. Und dann bricht auch noch das marode Dach ihrer Töpferwerkstatt ein. Wie soll sie nun die Ware für den Auftrag – die Ausstattung eines neuen Hotels auf Rügen – produzieren? Auch wenn sie sich mit der Hotelbesitzerin Susanne auf Anhieb gut versteht, sieht sie keine andere Möglichkeit, als abzusagen

Als sie ihrer Nachbarin Ruth ihr Leid klagt, erfährt Marie etwas Erstaunliches: Die alte Dame hat vor wenigen Monaten ein Haus auf Rügen geerbt. Nur zu gerne würde sie es wiedersehen und vielleicht sogar dorthin ziehen. Wie wäre es, wenn Marie sie mit ihrer 14jährigen Tochter Karo und den 9jährigen Zwillingen Ole und Til begleiten würde? Vielleicht wäre es sogar möglich, dort zusammen zu wohnen.

Marie erzählt ihrem Nachwuchs zunächst nichts von einem möglichen Umzug, sondern tarnt den Ausflug an die Ostsee als spontanen Urlaub. Sie möchte sich selbst ein Bild vom Haus und der Umgebung machen. Der erste Eindruck ist nicht gerade ermutigend. Das Hauptgebäude ist marode, Elektrik und Heizung müsste erneuert werden, das Reetdach hat ein Loch. Aber da ist auch ein Nebengebäude, das geradezu ideal für eine Werkstatt wäre, die zauberhafte Landschaft und der Tischler Christian, der seine Hilfe für die Umbauarbeiten anbietet. Marie ist hin- und hergerissen und auch als sie sich entscheidet, auf Rügen zu bleiben, reißen die Schwierigkeiten nicht ab.

Der Autorin Evelyn Kühne ist mit „Inselküsse“ ein unterhaltsamer Roman mit grundsympathischen Figuren gelungen. Trotz aller Irrungen und Wirrungen lässt sich Marie nicht unterkriegen und findet immer wieder Rückhalt bei ihrer Familie und ihren Freunden. Die Geschichte macht Mut, neu anzufangen und sich selbst und seiner Umgebung auch Ungewohntes zuzutrauen und zuzumuten. Das Ambiente wirkt so authentisch, dass jeder, der schon einmal auf Rügen war, das Gefühl hat, die verschiedensten Ecken wiederzuerkennen.

Auch wenn ich schon nach kurzer Zeit geahnt habe, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt und sich manche Geschehnisse allzu passend zusammenfügen, habe ich sie mit Genuss gelesen, denn Evelyn Kühne erzählt sie charmant, lebendig und spritzig.

Wer ein Buch sucht, in dem man versinken kann, ohne viel nachzudenken, in dem man ein Wechselbad der Gefühle versetzt wird, mitleiden und sich mitfreuen kann, der ist mit „Inselküsse“ bestens bedient.

Evelyn Kühne: Inselküsse: Ein Ostseeroman.
Forever, Juni 2019.
328 Seiten, eBook, 4,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Beate Fischer.

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