Esther Schmidt: Die Chroniken der Wälder 01: Das Erwachen der Hüterin

Das Leben des jungen Daric ist so gut wie vorbei. Er wurde des Mordes schuldig gesprochen und trägt nun einen Argkhansreif um den Hals, mit dem er außerhalb der Arena niemanden angreifen kann. Mit seinem Meister zieht er durchs Land und muss in den Arenen der Städte immer wieder seinen Mann stehen und um sein Leben kämpfen. Doch in dieser Nacht ist alles anders. Die Reisegruppe, in der er sich befindet, wird von Ghulen angegriffen und er kann nur mit dem Leben davonkommen, weil ihm eine Elynn, eine Elfe, hilft. Aroanída, die er schon bald wegen des komplizierten Namens Aroa nennt, und Daric sind nun aufeinander angewiesen. Denn die Gegend ist unwirtlich und weitere Ghule hoffen auf Beute. Nur gemeinsam können Daric und Aroa diese Aufgabe bestehen.

Anfangs ist das Duo aus Mensch und Elynn sehr gut gewählt. Aroa kämpft nicht, weil Elynn dies nie tun, Daric kann aufgrund des Argkhansreif nicht kämpfen. Jedes Mal wenn er jemandem körperlich schaden will, zieht sich der Reif um seinen Hals zusammen und schnürt ihm die Luft ab. Eindrücklich beschreibt er etwa zu Beginn der gemeinsamen Reise in seinen Gedanken, wie es war, das erste Mal zu töten. „Ein Menschenleben beenden – er hatte gemeint, selbst sterben zu müssen. Doch sein Herz war nicht stehen geblieben, die Welt war nicht zerbrochen. Keine Strafe der Götter – stattdessen ein zufriedenes Nicken seines Herrn.“ (Zitat 1. Teil, Kapitel 4). Daric wird bereits in den ersten Kapiteln sehr gut beleuchtet und man bekommt eine Idee davon, was seine Beweggründe sein könnten.

Bei Aroanída sieht es da anders aus. Sie ist eine Elynn und damit nicht nur für Daric voller Geheimnisse. Anfangs gelang es mir kaum, einen Zugang zu diesem fremden Wesen zu finden. Man erfährt nicht viel über ihre Bräuche oder ihren Glauben. Klar wird schnell, dass sie mit der Natur eng verbunden sind und in festen Strukturen leben. Sie mischen sich nicht in die Belange der Menschen ein, was bei Daric in der Vergangenheit zu einem negativen Bild geführt hat. Denn einst hätten Elynn das Leben seines Vaters retten können. Doch sie griffen in der Situation nicht ein. Auch lebt Aroanída nach einem bestimmten Verhaltenskodex und kann eine Art Aura jedes Lebewesens wahrnehmen. Dadurch merkt sie beispielweise schnell, dass Daric nicht lügt, wenn er ihr etwas erzählt.

Schon zu Beginn der Reise sind Gefühle zwischen den beiden Protagonisten zu spüren. Auch hier stehen ihnen die beiden unterschiedlichen Gesellschaften, aus denen sie kommen, im Weg. Aroa hat ihre Vorstellung von menschlichem Zusammensein, für Daric ist das Leben der Elynn völlig neu.

Insgesamt unterteilt sich der erste von drei Bänden rund um die Chroniken der Wälder in vier Abschnitte, die sehr unterschiedlich daherkommen. Auch wirken sie in sich jeweils abgeschlossen, was anfangs etwas befremdlich wirkt. Aber man gewöhnt sich daran. Der Text ist flüssig geschrieben und wirft stellenweise spannende Fragen auf. Nur für die Beantwortung bleibt oft wenig Zeit, dabei sind die gestellten Fragen wirklich interessant. Natürlich sind auch Vorurteile ein ganz großes Thema, das viel Raum einnimmt.

Guter Start in die Trilogie, an dessen Aufbau man sich mit der Zeit gewöhnt. Die beiden Protagonisten sind interessant gezeichnet.

Die beiden Folgebände sind unter den Titeln „Die Rückkehr der Elynn“ und „Der Tod der Götter“ bereits als eBooks beim dotbooks Verlag erhältlich.

Esther Schmidt: Die Chroniken der Wälder 01: Das Erwachen der Hüterin.
dotbooks Verlag, Januar 2020.
364 Seiten, eBook, 4,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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