Erik Axl Sund: Krähenmädchen

sundEin Junge wird in einem Park in Stockholm tot aufgefunden. Sein mumifizierter Körper ist übersät von zahlreichen schweren Verletzungen und seine Genitalien sind ihm entfernt worden. Seine Identität kann zunächst nicht festgestellt werden. Doch es bleibt nicht bei diesem einen toten Jungen. Über Monate hinweg werden in Stockholm weitere Leichen in unterschiedlichen Zuständen von Mumifizierung gefunden, die alle Anzeichen schwerster Misshandlungen aufweisen und denen die Genitalien entfernt worden sind.
Die Kriminalkommissarin Jeanette Kihlberg bittet die Psychologin Sofia Zetterlund um Hilfe, bei der eines der Opfer in Therapie gewesen ist. Sofias Spezialgebiet sind traumatisierte Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung. Auch der Name einer anderen Patientin von ihr, Victoria Bergmann, taucht bei den Ermittlungen Jeanettes und ihres Teams immer wieder auf. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei Victoria Bergmann um ein Opfer von Kindesmissbrauch handelt, das als Erwachsene selbst zur Täterin geworden ist.
Als Sofia ein Gutachten über Karl Lundström schreiben soll, der seine vierzehnjährige Tochter Linnea seit frühester Kindheit missbraucht, laufen die Ermittlungen Jeanettes in eine unerwartete Richtung. Während ihrer gemeinsamen Nachforschungen kommen sich Jeanette, deren Ehe mit dem Maler Ake vorm Scheitern steht, und Sofia gefährlich nahe.

Erik Axl Sund ist das Pseudonym des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Für ihre Victoria-Bergman-Trilogie wurden sie mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet. „Krähenmädchen“ ist der erste Band der Reihe.

„Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen, ehe er selbst zum Monster wird?“.
Dies ist die zentrale Frage, die sich wie ein roter Faden durch den Roman und auch die beiden Folgebände zieht. Der Plot ist äußerst dicht und komplex gestrickt und die Autoren erzählen die Geschichte in mehreren Handlungssträngen und auf verschiedenen Zeitebenen, mit schnellen Wechseln und in kurzen Kapiteln. Durch die rasanten Wendungen begreift der Leser lange Zeit nicht, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Dies trägt allerdings enorm zur Spannung dieses Buches bei. Erst im letzten Drittel offenbart sich ein entsetzliches Gesamtbild.

Kernthema des Romans ist Kindesmissbrauch. Die Autoren zeigen anhand verschiedener Figuren, welche verheerenden Schäden anhaltender Missbrauch in den Seelen der Kinder anrichtet. Diese Schilderungen sind nichts für zart besaitete Leser. Viele Szenen des Romans sind abstoßend und zutiefst verstörend und wirken noch lange nach, weil sie schonungslos aufdecken, zu welchen abscheulichen Taten Menschen fähig sind.

Fazit: Sehr düsterer und aufwühlender Thriller mit einer verzwickten Handlung, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält. Klare Leseempfehlung.

Erik Axl Sund: Krähenmädchen.
Goldmann, Juli 2014.
480 Seiten, Taschenbuch,12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.