Elisabeth Hermann: Die Mühle, gelesen von Laura Maire

muehleDas ist mir lange nicht mehr passiert, dass ich bei einem Hörbuch vor Spannung nicht einschlafen konnte. Und am Ende leicht verärgert war, was aber nicht mit dem Ende zusammenhing. Fangen wir mal vorne an. Cool war Lana in ihrer Schulzeit in einem Kaff am Ende der Welt nicht wirklich. Sofort nach dem Abi hat es sie nach Berlin verschlagen und hier trifft sie zufällig auf ein Mitglied der einstmals coolen Clique „The Court“, der sich sofort auf der Treppe den Fuß bricht und ihr eine Einladung nach Karlsbad schenkt, bei der die gesamte Clique eingeladen ist. Lana kann nicht widerstehen.

Sie sind in einem exklusiven Hotel untergebracht, man spricht und schweigt über alte Zeiten und es folgt ein geplanter Ausflug, der sehr schnell dramatisch wird. Der einzige Rückweg bricht zusammen, Mitglieder verschwinden und tauchen manchmal wieder auf und die Clique flüchtet sich in eine alte Mühle in den Bergen. Dort wird es von Stunde zu Stunde unheimlicher und mörderischer.

Der Plot war wirklich spannend, so spannend, dass ich über manches allzu deutliche Eingreifen es Autors in die Welt hinweghören konnte. So ist Lana wenig glaubhaft, als sie in Jonnys Zimmer einbricht und dass Handys immer dann Empfang haben, wenn es der Autorin in den Kram passt und sonst nie wäre verzeihlich gewesen. Aber wer bitte baut eine Mühle, eine Windmühle noch dazu, mitten in die Berge, in ein Tal und dann auch noch an einen Fluß und See? Wo soll in der Senke der Wind herkommen, warum keine viel gängigere und billigere Wassermühle und was bitte soll da gemahlen werden, wenn der einzige Weg dorthin über eine wakeliinge Hängebrücke führt?  Ja, die Mühle ist atmosphärisch. Mahlwerk und Flügel lassen sich prima als Mordwerkzeuge verwenden und dunkle Ecken sind in uralten Gebäuden sowieso Standard. Aber ärgerlich fand ich die Mühle trotzdem.

Laura Maire liest die Geschichte, die aus der Sicht von Lana geschrieben ist, derart mit Begeistung und Schwung, dass ich ein paarmal senkrecht im Bett stand. Ihre junge Stimme passt hervorragend zu der ja auch noch jungen Lana und sie schreit, flüstert und zittert sich mitreißend durch das Hörbuch. Lana selbst erzählt die Geschichte wenige Wochen nach dem sie passiert ist und gibt schon Hinweise auf den Verlauf. Das ist als Plotkonstruktion im Augenblick hochmodern und hier auch gut umgesetzt.

Fazit: Hochspannende Geschichte, die nicht so ärgerlich wäre, wenn der Plot noch ein oder zweimal überarbeitet worden wäre. Das Buch gilt als Jugendbuch der Autorin, hat aber außer der auch nur relativen Jugend der Protagonistin keine typischen Jugendbuchinhalte. Einfach ein spannender Thriller ich hätte fast geschrieben mit Protagonisten, die noch nicht am Leben verzweifelt sind, aber das stimmt nicht wirklich. Sie haben auch schon ihr Päckchen zu tragen.

Elisabeth Hermann: Die Mühle, gelesen von Laura Maire.
Der Hörverlag, August 2016.
mp3-CD, 15,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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