Elena Ferrante: Die Geschichte des verlorenen Kindes

Auf mehr als 2200 Buchseiten hat Elena Ferrante (ein Pseudonym) die Geschichte der mehr als 60 Jahre dauernden Freundschaft zwischen Lila und Elena erzählt. Jetzt ist der vierte und letzte Band der neapolitanischen Tetralogie erschienen. Eigentlich besteht „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ sogar aus zwei Bänden; die letzten 200 Seiten sind mit „Geschichte vom bösen Blut“ überschrieben.

Elena, eine erfolgreiche Schriftstellerin, ist mit ihren beiden Mädchen wieder zurück nach Neapel gezogen. Nach der Trennung von Nico wohnt sie wieder im Rione, dem verwahrlosten Viertel von Neapel und sogar im selben Haus wie Lila. Die Bindung zwischen den Freundinnen, die sich zwischendurch aus den Augen verloren hatten, wird wieder enger. Und beide Frauen sind sogar zur selben Zeit wieder schwanger, bringen jede ein Mädchen zur Welt. Tina, die Tochter von Lila, ist „das verlorene Kind“, das mit vier Jahren plötzlich spurlos verschwindet. Wo Tina ist, bleibt bis zum Schluss rätselhaft.

40 Jahre alt sind die Freundinnen, als dieser Verlust die Freundschaft auf eine harte Probe stellt. Lila verändert sich – so, wie sich auch Neapel und viele der vertrauten Figuren aus den drei vorherigen Bänden verändern. Zehn Jahre später zieht Elena mit ihrer jüngsten Tochter nach Turin und beobachtet aus der Ferne, wie Lila versucht, mit Verlusten und Trennungen fertig zu werden.

Elena Ferrante hat ihren Lesern die Menschen im Rione zu Vertrauten gemacht, zu lieb gewordenen Weggefährten, deren Leben manchmal ganz andere Wege eingeschlagen haben, als man in den Erzählungen aus den 60er- und 70er-Jahren ahnen konnte. Spannend ist diese Romanreihe, aber zuweilen ist sie doch etwas sehr ausschweifend erzählt.

Als die Freundinnen fast 70 Jahre alt sind, endet die Tetralogie. Den letzten Lebensabschnitt von Lila und Elena erzählt Elena Ferrante knapp; da hätte man sich einen längeren Atem in dem sonst so epischen Roman gewünscht.

Elena Ferrante: Die Geschichte des verlorenen Kindes.
Suhrkamp Verlag, Februar 2018.
614 Seiten, Gebundene Ausgabe, 25,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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