Dr. Chris Napier: Lauftraining: Die Anatomie verstehen

Statistiken belegen: Rund 22 Millionen Menschen verbringen wenigstens ab und an ihre Freizeit mit dem Laufen. Ich gehöre auch zu ihnen. Das Laufen ist für mich ein wichtiger Ausgleich für meine eher im Sitzen stattfindende berufliche Beschäftigung. Ich liebe das Laufen, weil es ohne große Umstände durchzuführen ist, weil es mich in die Natur bringt und es meiner Gesundheit zuträglich ist.

„Lauftraining“ von Dr. Napier hat den Anspruch, dem Leser einen anatomischen Rundumblick auf das Laufen zu vermitteln. Tatsächlich ist dies jedoch nur ein Aspekt, den das Buch leistet. Es stellt zudem die Diskussion der Vor- und Nachteile von Laufen auf eine wissenschaftliche, faktenbasierte Ebene. Auf diesem Niveau lässt sich bekanntlich am besten argumentieren.

Am Anfang begrüßt den Leser ein Zitat: „Regelmäßiges Laufen kann viele Gesundheitsvorteile bringen, die unsere Lebensqualität verbessern.“ Für mich ist dieser Satz die entscheidende Charakterisierung des vorliegenden Sachbuchs. Anders ausgedrückt, vermittelt „Lauftraining“ dem Interessierten das Wissen, das ihn befähigt, das Laufen gezielt für die Gesundheitsförderung einzusetzen. Wie es sich für ein Sachbuch von Rang ziemt, ist es in thematisch zusammengehörende Kapitel eingeteilt. Diese heißen: Laufanatomie, Verletzungsprävention, Kraftübungen und Gezieltes Training. Die beiden Letzteren belegen, dass der Autor sich nicht auf die Theorie beschränken will. Dr. Napier soll eine Marathon-Bestzeit von 2:33 Stunden aufweisen.

Im Kapitel über die Laufanatomie werden die komplexen Abläufe im Körper dargestellt, die bei dem eigentlich doch so simplen „einen Fuß vor den nächsten setzen“ erfolgen. Gelenke, Muskeln und das Nervensystem werden bei dieser Tätigkeit analog einer komplexen Maschine eingesetzt. Die Erläuterungen werden, und dies gilt für das gesamte Buch, durch farbige Illustrationen und Faktenkästen ergänzt und verdeutlicht. So fällt das Verstehen des Inhalts, trotz der gezwungenermaßen zahlreichen Fachbegriffe, leicht, auch für Nichtmediziner. Das zweite Kapitel nehmen Verletzungen und ihre Prävention ein. Nicht ohne Grund, denn zum Laufen gehört ein gewisses Verletzungsrisiko. Die einzelnen Beschwerden werden in Beschreibung (einschließlich Symptome), häufige Ursachen, Behandlung und Trainingsrückkehr systematisiert.

Die einzelnen Kapitel sind auf der ungeraden Seite am oberen Seitenrand durch eine farbige Kennzeichnung markiert, sodass der Leser jederzeit weiß, in welchem Bereich er sich gerade befindet. Das Kapitel „Kraftübungen“ führt uns nicht geradewegs in die nächstbeste Mucki-Bude. Vielmehr legt der Autor den Fokus auf die gezielte Stärkung bestimmter Muskelgruppen, die dem Läufer Kraft und/oder Robustheit geben.

Das letzte Kapitel „Gezieltes Training“ beschäftigt sich mit der Förderung der individuellen Stärken und der Bedürfnisse. Hier geht es vornehmlich um die Steigerung der Leistung. Trainingspläne runden dieses Anliegen ab. Auch wenn die Kapitel logisch aufeinander aufbauen, können sie separat gelesen werden. Wer sich vorwiegend mit den Verletzungen und ihrer Vermeidung beschäftigen will, fühlt sich in diesem Buch ebenso wohl wie derjenige, der einen ganzheitlichen Ansatz über das Laufen verfolgt.

„Lauftraining“ vermittelt umfassend das Wissen, das erforderlich ist, um das eigene Laufen zu perfektionieren, um Verletzungen und Beschwerden weitgehend zu vermeiden und, um auf das Eingangszitat zurückzukehren, Laufen zu einem positiven Faktor der Gesundheit und der Lebensqualität werden zu lassen.

Dr. Chris Napier: Lauftraining: Die Anatomie verstehen.
Dorling Kindersley Verlag, Oktober 2020.
224 Seiten, Taschenbuch, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Michael Pick.

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