Dietmar Wischmeyer: Als Mutti unser Kanzler war

Von A wie Abschied bis Z wie Zukunft führt uns Dietmar Wischmeyer durch 16 Jahre Kanzlerin Angela Merkel. Wer kennt ihn nicht, den Kabarettisten und Autor Dietmar Wischmeyer, bekannt für seine treffsichere Ironie, seine präzise Aufdeckung der Schwachstellen unsere aktuellen und früheren Politiker.

Im vorliegenden Buch nun nimmt er sich die Zeit vor, die von Angela Merkel als Kanzlerin geprägt ist. Dabei geht er nicht chronologisch und eigentlich auch nicht thematisch vor, sondern er hangelt sich von einer Erinnerung zur anderen, eben von A bis Z durch eine „total krasse Zeit“.

Keiner ist vor ihm sicher, an allen Parteien, an allen echten und eingebildeten Größen der Politik arbeitet er sich ab. Dabei ist seine Zunge so spitz, dass sie tief in die von ihm aufgerissenen Wunden eindringt und den Eiter freilegt.

Das geht mir an mancher Stelle zu weit, nicht dass es unbegründet wäre, aber der Ton ist mir dann doch manchmal zu harsch, zu brutal, zu reißerisch. Das, was Dietmar Wischmeyer anprangert, ist es wert, angeprangert zu werden, keine Frage, doch überschreitet er ab und zu den schmalen Grat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, zwischen Ironie und Verletzung.

Dabei lässt er kaum ein Thema aus. Er ergeht sich über die GroKo, über die Klimakrise und den Umgang der Politik damit, über die Autokraten der Welt und wie Angela Merkel sie bändigte (oder auch nicht). Es geht um Gendern, um Corona, um Nachhaltigkeit und natürlich auch um die Flüchtlinge und die Willkommenskultur in Deutschland.

Vielleicht ist es das, dass er zu viel will, sich an zu viel abarbeitet was die Lektüre dieses Buch etwas anstrengend werden lässt. Mir war es jedenfalls nicht möglich, alles an einem Stück zu lesen, man braucht zwischen den einzelnen Abrechnungen, die er hier aneinanderreiht, auch mal Erholung.

Alles in allem, in kleinen Happen verzehrt, ein Buch, das nachdenklich macht, das an mancher Stelle wehtut, an anderer zu lautem Lachen verleitet.

Dietmar Wischmeyer: Als Mutti unser Kanzler war: Erinnerungen an eine total krasse Zeit.
Rowohlt, März 2022.
336 Seiten, Taschenbuch, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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