Dieter Hildebrandt: Letzte Zugabe

die„Ich bin, was meinen Nachruhm betrifft, nach dem Wegsein dann vermutlich erneuerbare Energie. Also gasförmig schwebend und wiederverwendungsfähig.“ Das hat Kabarettist und Schriftsteller Dieter Hildebrandt kurz vor seinem Tod am 20. November 2013 geschrieben.
Der scharfzüngige Beobachter fehlt uns. Gerade ist das Buch erschienen, in dem er in dem Jahr, als er starb gearbeitet hat. Fertig geworden ist es nicht ganz. Dieter Hanitzsch hat die „Letzte Zugabe“ mit Karikaturen ergänzt, Bühnengefährte Roger Willemsen mit einem Nachwort.
Gedankensplitter sind die Texte aus dem Nachlass – Erinnerungen an sein Vorbild Erich Kästner, an seine Internet-Plattform „Stoersender“, für die Hildebrandt bis zum Schluss schrieb, bissige Satire über die FDP, Karl-Theodor zu Guttenberg, Christian Wulff, die Abhörskandale und Flughafen-Blamage in Berlin.
Selbst Krankenhaus-Aufenthalten konnte Hildebrandt noch Humorvolles abgewinnen, und der Gründer der Münchner Lach- und Schießgesellschaft erinnert sich auch an seine frühen Jahre und Sportereignisse.
Manchmal nur in wenigen Zeilen hat Hildebrandt seine Kommentare zu den Themen in zwölf Kapiteln aufgeschrieben. – Wie die pointierten Texte in seinen Bühnenprogrammen.
Abschiedsreden für seinen Verleger Karl Blessing und seine Kollegen Hans Jürgen Diedrich und Peter Ensikat, Hildebrandts Dankesrede, als er den Erich-Kästner-Preis bekommen hat, kann man in dem Buch noch einmal nachlesen. Und auch seinen Text, den er bei seinem geplanten ersten Auftritt nach seiner Genesung am 1. Dezember 2013 in der Lach- und Schießgesellschaft vortragen wollte. Zehn Tage vorher starb der Kabarettist.
Und so lesen wir seine Texte „Aus deutschen Landen“, von „Kirche und Glauben“ und „Internationalen Verwicklungen“ und haben seine Stimme im Ohr und sein fröhliches, immer mahnenden Gesicht und den bohrenden Zeigefinger vor Augen. Und vermissen das „Gewissen Deutschlands“.

Dieter Hildebrandt: Letzte Zugabe.
Blessing, April 2014.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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