Dave Eggers: Die Parade

Von Dave Eggers erscheinen in diesem Frühling gleich zwei Romane. Neben „Der größte Kapitän aller Zeiten“, einer Trump-Parodie, die wir hier ebenfalls besprochen haben, legt der Amerikaner ein Werk namens „Die Parade“ vor.

Es spielt in einem nicht näher benannten Land, in dem es kurz zuvor einen Bürgerkrieg gegeben hat. Zwei Männer, die im Buch bloß „Vier“ und „Neun“ heißen, haben die Aufgabe, eine große Straße zu asphaltieren, die die Provinzen enger mit der Hauptstadt verbindet.

Das hat unbestreitbare Vorteile für die unterentwickelte Landbevölkerung. Sie kann künftig besser Handel treiben und auch die Zentren der medizinischen Versorgung leichter erreichen. Doch es gibt ein dickes „Aber“: Diktatoren werden es leichter haben, diese Bevölkerungsteile zu unterjochen. Tun „Vier“ und „Neun“ also wirklich etwas Gutes für das geschundene Land?

„Die Parade“ ist ein sehr gradlinig und auch minimalistisch erzählter Roman. „Vier“ sitzt in einer hochmodernen Maschine, die zuverlässig und makellos den Asphalt verlegt. Kontakte zu Einheimischen versucht er streng zu vermeiden – ganz so, wie es die Firma, für die er arbeitet, es ihm vorschreibt.

Neun dagegen ist lebenslustig. Die Einladungen zum Essen, die er erhält, nimmt er dankbar an. Das hat Folgen für beide Straßenbauer …

Wie „Der größte Kapitän aller Zeiten“ ist „Die Parade“ ein politisches Buch, das den Sinn der Einmischung von Industrienationen in die Verhältnisse von Entwicklungs- und/oder Bürgerkriegsländern hinterfragt.

Es ist auch ein Buch über zwei Männer, deren Charakter kaum unterschiedlicher hätte sein können.

Auf der Negativseite könnte man diesem Roman eine gewisse Handlungsarmut vorwerfen. Auch gefällt es möglicherweise nicht jedem Leser, dass die beiden Hauptfiguren gänzlich anonym bleiben und man so gut wie nichts über ihr Vorleben erfährt.

Dave Eggers: Die Parade.
Kiepenheuer&Witsch, April 2020.
192 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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Ein Kommentar zu “Dave Eggers: Die Parade

  1. Hallo,

    das Buch hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, nur fehlte mir im Endeffekt ein wenig das Gefühl, dass das Buch mir wirklich neue Denkanstöße auf die Problematik gegeben hat – es war für mich eher ein Buch, das diese Problematik einfach ganz gradlinig und sachlich wieder ins Bewusstsein ruft.

    LG,
    Mikka

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