Dariusz Muszer: Schädelfeld

schadel„… Ja, mit der Zeit würde er schon einen Weg finden, um wieder zum Töten zu kommen. Denn Töten bedeutete doch Leben. Jedenfalls für ihn. Und für alle seine Männer. … Draußen regnete es. Die Erde war feucht und dunkelgrau, genauso wie die verkrüppelten Bäume, die in lichten, schiefen Reihen standen, mutlos und zum Boden geneigt, als hätten sie keine Lust gerade zu wachsen.“ (S. 227)
Morden heißt Überleben. Doch zu welchem Preis?!
Dariusz Muszer, geboren 1959 in Westpolen, hat viele Themen in seinen futuristischen Roman „Schädelfeld“ gepackt. Zum einen existieren viele Parallelwelten zueinander und miteinander, bis durch die Zerstörung einer/der Erde ein Ungleichgewicht im Universum entstanden ist. Als letzte Rettung wird ein neuer Planet gebaut, dem jedoch auch wieder die totale Zerstörung droht. Der Mensch als Parasit wütet in jeder Hinsicht. Auf dieser Basis kreiert der Autor ein glaubwürdiges Szenario, erschreckend, brutal und intensiv zugleich:
Auf seinem Planeten Erde wächst nur noch wenig. Alles wurde vergiftet oder zerstört. Nur der Mensch gedeiht, so dass ein sich selbst erhaltender Kreislauf zunächst einmal funktioniert, bis dieser ebenfalls aus dem Gleichgewicht gerät. Hunger, Rache, Trost- und Lieblosigkeit sowie Fremdbestimmung prägen das Leben der Erdenbewohner. Das Gesetz des Stärkeren ist das einzige Gesetz bei den Verteilungskämpfen und Sklaverei ein erwünschtes Nebenprodukt.
Am Schicksal zweier Kinder, Frauen und Männer wird die Geschichte einer absolut menschenfeindlichen Welt aufgerollt. In vielen Rückblenden verdichten sich die Erfahrungen der im Fokus stehenden Personen erschreckend plausibel.
Die Vorstellung, fällig werdende Steuern mit menschlichen Knochen und elektronischen Implantanten zu begleichen oder Gefahr zu laufen mit eigenem Biomaterial haften zu müssen, verursacht bei der Lektüre ein tiefes Grauen.
Muszer hat die effektive Tötung ganzer Völker aus aktuellen und vergangenen Ereignissen logisch fortgeführt, so dass die Ausübung gnadenloser Gewalt und Zerstörung in seinem Roman durchaus in den Bereich des Möglichen rücken. Ein Ausweg aus diesem Dilemma wird im christlichen Kontext gefunden. Statt des Kreuzes nutzen einige Erdenbewohner heimlich das Symbol der Leiter, auf der die „Dritte Schwester“ einst „geleitert“ ihr Ende fand. Ein Leben nach dem Tod gilt für diese Glaubensvertreter als sicher. Und wenn am Ende der fast völligen Zerstörung ein Paar übrig zu bleiben scheint, drängt sich ein weiteres religiöses Thema auf. Der Anfang einer neuen Geschichte, in der erneut alles möglich ist.

Dariusz Muszer: Schädelfeld.
A1 Verlag, September 2015.
376 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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