Daniel Bühling: Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen

dasSchon in jungen Jahren spürt Daniel Bühling den Drang, katholischer Priester zu werden. Mit der Lehre im Baumarkt ist es aufgrund einer Krankheit aus und er sucht nach einem neuen Ziel. „Werd doch Priester“, ruft ihm da seine innere Stimme zu – und er folgt ihr. In acht Jahren besucht er verschiedene Priesterseminare des Landes und lernt so das kennen, was er die Doppelmoral der katholischen Kirche nennt. Das 11. Gebot, unter dessen Deckmantel der Verschwiegenheit von Intrigen bis zu (vor allem homosexuellem) Sex alles dabei ist. Geschockt hält er das Phänomen anfangs für einen Einzelfall, muss aber über die Jahre feststellen, dass dies keinesfalls zutrifft. Auch an anderen Ausbildungsstätten trifft er auf das gleiche Bild. Im Verborgenen werden all die Ideale stillschweigend gebrochen, für die die katholische Kirche mit ihrem Priestertum eigentlich steht.

Ein Insider packt aus, könnte man sagen. Heute ist Daniel Bühling freier Theologe, die letzte Weihe zum Priester hat er nicht auf sich genommen. Schon vor dem Beginn seiner Priesterausbildung stellte er Anfang der 90er Jahre fest, dass er schwul ist. In seinem Leben gab es bis zu diesem Punkt wenig nennenswerte Erfolge. Die Eltern hatten sich scheiden lassen, er wuchs bei Großeltern und Mutter auf. Der Vater, im Buch nur äußerst selten als „mein Vater“, sondern eher „der Vater“ betitelt, sieht ihn als Versager an, der nie etwas zu Ende bringt. Von seiner sexuellen Orientierung weiß anfangs niemand. Überrascht stellt er im Priesterseminar fest, dass dieses die Partnerbörse Nummer 1 für Schwule zu sein scheint!

Bühlings Buch ist sicher ein gutes „Einsteigerwerk“ ins Thema. Er nimmt seine Leser und Leserinnen anfangs sehr stark an die Hand, erklärt und katholische Berufsfelder, Hierarchien und Wissenswertes rund um Glauben und Kirche. Dabei kommt er für all diejenigen, die sich mit dem Thema bereits auseinandergesetzt haben, nicht mit Neuem daher. Und so verhält sich mit dem ganzen Buch. Besagtes 11. Gebot kennt man bereits und die Tatsache, dass viele Priester schwul sind oder Frauen in der katholischen Kirche kaum Beteiligungschancen haben und für ihr Engagement entsprechend nicht gewürdigt werden, ist nicht neu. Dadurch wird „Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen“ bestenfalls eine nette Zusammenstellung bereits bekannter Beobachtungen. Zweifellos mit der Hilfe von Felicia Englmann gut formuliert und rübergebracht, aber eben nicht neu.

Nett zu lesen, aber Bahnbrechendes darf man hier nicht erwarten. Bühling gibt einen guten Überblick und was das wahrhaft Interessante des Buches ausmacht ist die persönliche Note. Der Mensch, der hinter der Geschichte steht und in ihrem Verlauf immer wieder mit eigenen Entscheidungen, Nöten und Zweifeln im Mittelpunkt steht.

Daniel Bühling: Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen.
Riva, November 2013.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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