Cornelius Zimmermann: Rocking the Forest: Ein Müützelwald-Roman

Das 237. Rocking the Forest Festival steht an – und just 10 Tage vor Beginn des prestigeträchtigen Events, verlassen die drei unfähigen, untalentierten und undankbaren Musiker, die der einst gefeierte Iggy, der Wolfmorf um sich und seine Band die Müützel Monotones gesammelt hat, selbige. Nun steht er da, er der gefeierte Star, der durchstarten wollte, der all den jungen Libellenpoppern noch einmal zeigen wollte, wie man richtige Forest Musik macht, wie man den Forest rockt .

Alleine, verlassen und deprimiert – doch Aufgeben ist keine Option. Er macht sich auf, sich Rat zu suchen bei einem, der einst das Festival, ja die Musik beherrscht hat – Blubb, die Pfütze. Schon auf dem Weg zu diesem begegnen ihm die aberwitzigsten Wesen, Musiker und Möchtegern-Stars. Und eine Wolfmorfin, die unseren Bandleader förmlich aus den Socken haut. Dann aber muss er erkennen, dass seine große Hoffnung von den Libellenpoppern entführt wurde – und schon macht er sich auf die Suche nach Blubb, die Pfütze …

Funny Fantasy hat es schwer bei Leser zu punkten. Immer einmal wieder versuchen Autoren sich am Spagat zwischen einer phantastischen Handlung und mehr oder minder tiefgründigem Humor, allein, die gelungenen Beispiele sind wenige.

Robert Asprins Myth Romane, Lyon Sprague deCamps Klassiker, Gordon Dicksons Drachen-Zyklus, einige der besseren Xanth Romane aus der Feder Piers Anthonys und Alan Dean Fosters Bannsänger Epen sowie, über Allem thronend natürlich Tperrys Scheibenwelt – das war es dann im Wesentlichen aber auch schon. Newcomer Cornelius Zimmermann versucht sich ganz bewusst von diesen erfolgreichen Vorbildern abzusetzen und präsentiert uns eine Tierfantasy. Mehr noch, nicht nur, dass sein Protagonisten aus dem uns unbekannten Tierreich einer untypischen Fantasy-Welt stammen, er inkludiert auch gleich noch die unbändige Kraft der Musik.

Geht das, passt das zusammen, war die erste Frage, die mich umtrieb, als ich mit der Lektüre begann? Nun, was im Bannsänger-Zyklus funxte, das übt auch vorliegend seinen Reiz auf den Leser aus. Dabei zieht der Plot viel seiner Faszination und noch mehr an Situationskommödie aus der Figur unsere Musikus´. Dieser zeigt zunächst die üblichen Anzeichen eines abgehalfterten Stars – Allüren, die Welt versteht mich und mein Genie nicht, ich werde noch einmal durchstarten – das sind Gedanken, nach denen sich sein Handeln ausrichtet. Daneben aber macht er auf der Odyssee zu der sich die Suche nach Mitmusikern – um es mit den legendären Blues Brothers zu sagen: er bringt die Band wieder zusammen – die Bekanntschaft gar merkwürdiger Wesen.

Musiker sind per se schon etwas anders, als Andere, die auftauchenden Wesen aber zeichnen sich durch ganz andere Möglichkeiten Rhythmus und Melodie zu kreieren aus. Dazu trifft ihn dann Amors Pfeil – wahrlich genügen Gelegenheiten, sich lächerlich zu machen, sich ins Fettnäpfchen zu setzen und den Leser zu unterhalten. Dazu tragen auch die vom Autor – ähnlich wie Terry Pratchett – beigegebenen pointierten Fußnoten bei, die den Rezipienten immer wieder aufziehen und mit seiner Erwartungshaltung spielen.

So bietet sich der Roman als ein Buch an, das weit von dem Gewohnten entfernt ist. Keine wirkliche Tierfantasy, auch wenn alle Auftretenden sich aus der Fauna der besonderen Welt rekrutieren, ein Plot, der jede Menge Anspielungen auf legendäre Festivals und Künstler bereit hält, der die Muse der Musik feiert, aber auch nachdenkliche Szenen offeriert. Also kein Hirn aus, hinein ins lustige Slapstick-Abenteuer, sondern eher eine Hommage an die verbindende Kraft der Musik, der Freundschaft und Toleranz – und Spaß macht das ganze auch noch!

Cornelius Zimmermann: Rocking the Forest: Ein Müützelwald-Roman.
Fischer Tor, März 2018.
368 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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