Corinna Antelmann: Saskias Gespenster

saksDie zwölfjährige Saskia verliert ihre Eltern bei einem schrecklichen Autounfall, von dem sie annimmt, sie habe ihn mitverursacht. Unter der Last der Schuldgefühle flieht sie in eine Verweigerungshaltung und beharrt darauf, dass ihre Eltern noch leben. Ihre Tante, die der verstockten Nichte hilflos gegenübersteht, bringt sie in ein Kinderheim, in dem der Psychologe Doktor Schröder Saskia helfen soll, den Tod ihrer Eltern anzunehmen und mit der Trauerarbeit zu beginnen.

Doch ihre Zimmergenossin Natalie mobbt sie, Doktor Schröder nervt mit seinem Verständnis und Einfühlungsvermögen, das Essen schmeckt nicht und sie fühlt sich wie in einem Kerker eingesperrt. Einziger Lichtblick sind der flatterhafte Oskar, der unbedingt mit ihr befreundet sein will, und eine Gruppe Gespenster, die auf dem nahegelegenen Waldfriedhof zusammen mit dem Friedhofswärter Ignaz hausen.

Die Gespenster bekräftigen Saskias Glauben, dass ihre Eltern noch leben und bieten ihre Unterstützung bei der Suche nach ihnen an. Allerdings verfolgen sie dabei ihre eigenen Ziele. Aber auch Oskar verschweigt Saskia etwas.

Die in Österreich lebende Autorin Corinna Antelmann nimmt sich in ihrem Jugendroman „Saskias Gespenster“ eines berührenden und existentiellen Themas an, dem Verlust beider Elternteile. In teils einfühlsamer, teils humorvoller, aber immer poetischer Sprache erzählt sie die Geschichte eines Mädchens, das den Tod von Mutter und Vater nicht anders ertragen kann als durch die Flucht in eine Scheinwelt, in der ihre Eltern noch leben und nur untergetaucht sind.

Leider wirkt ihr Roman so, als habe sich die Autorin nicht entscheiden können, entweder eine Geschichte über Verlust und Trauer zu schreiben oder eine abgedrehte Fantasystory mit skurrilem Personal. Die Handlung springt unentschlossen zwischen den Szenen mit den Gespenstern sowie dem Heim, das wie eine Persiflage auf die Waisenhäuser in den Romanen von Charles Dickens wirkt, und einem realistischen Jugendbuch hin und her.

Auch konnte mich die Figur der zwölfjährigen Saskia nicht ganz überzeugen. Sie wirkt in einem Moment wie ein Kindergartenkind, das dem magischen Denken noch nicht entwachsen ist und deshalb an eine Gespensterwelt glaubt, in nächsten Augenblick beträgt sie sich wie eine abgeklärte Erwachsene. Das macht es schwer, sich mit der Heldin und ihrem Kummer zu identifizieren.

Fazit: Coming-of-Age-Geschichte, die leider unentschlossen zwischen humorvoller Fantasyerzählung und problembehaftetem Entwicklungsroman pendelt. Wegen der wunderbaren witzig-poetischen Sprache lohnt sich das Lesen trotzdem.

Corinna Antelmann: Saskias Gespenster.
Monika Fuchs, März 2016.
304 Seiten, Taschenbuch, 13,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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