Corina Bomann: Die Jasminschwestern

jasminAls ihr Freund nach einem Unfall ins Koma fällt, verkriecht sich Melanie bei ihrer Oma Marie und ihrer Urgroßmutter Hanna. Die weist Melanie an, den Dachboden aufzuräumen, damit sie auf andere Gedanken kommt, und das nicht ohne Hintergedanken. Denn die 96-jährige Hanna ist bereit einem anderen Menschen ihre komplette Lebensgeschichte zu erzählen, die in den 1920er Jahren in Vietnam ihren Anfang nimmt, als die Teenagerin mit ihrer besten Freundin vor einer arrangierten Ehe flieht. Ihr Lebensweg führt sie über zahlreiche Umwege von Hamburg nach Berlin und Paris. Melanie staunt nicht schlecht über das Erlebte ihrer Urgroßmutter und sieht auch ihre eigene Liebe in einem neuen Licht.

Corinna Bomann verzaubert in „Die Jasminschwestern“ zu Beginn mit einer Art Märchen über zwei Mädchen, die zwar nicht blutsverwandt sind, aber nichtsdestotrotz Schwestern im Herzen. Das Märchen, das eigentlich eine wahre Begebenheit ist, wird zum Aufhänger von Hannas Lebensgeschichte, die immer wieder zwischen der Haupthandlung der Gegenwart von Hanna selbst erzählt wird. Manchmal möchte man gar nicht auftauchen aus Vietnam oder Deutschland in den 20er Jahren. Denn Hannas Lebensgeschichte ist zwar manchmal langatmig, aber dennoch ebenso fesselnd und spannend gehalten. Sie hat neben dem Dasein in einem Hurenhaus auch allerhand Gutes erlebt. Corinna Bomann versteht es, beide Handlungen geschickt miteinander zu verknüpfen und so immer für einen guten Grund zu sorgen, der einen weiterlesen und mitfiebern lässt. Darüber hinaus ist der Roman toll geschrieben.

Auch in Melanie kann man mit dem Voranschreiten von Hannas Lebensgeschichte eine Veränderung bemerken. Sie gibt sich bedingt die Schuld am Unfall ihres Freundes, denn zuvor war sie beruflich im Ausland unterwegs und hatte am Flughafen nichts Besseres zu tun als wegen des Gepäcks zu schimpfen, statt schnellstmöglich zu ihrem Liebsten zurückzukehren. Auch zur Mutter ihres Freundes hat sie ein schwieriges Verhältnis und während sich das Koma hinzieht, glaubt diese Frau, dass Melanie nichts liebe wöllte, als sich von ihrem Verlobten zu trennen. Melanie selbst steht im Zwiespalt und ist sich gar nichts mehr sicher, vor allem als sie den Gärtner ihrer Großmütter kennenlernt und nicht gerade unattraktiv findet. Heißt das, dass sie ihren Partner weniger liebt?

Ein toller Roman zum Abtauchen! Wundervoll geschrieben.

Corina Bomann: Die Jasminschwestern.
Ullstein, Mai 2014.
528 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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