Conny Bischofberger: Herzschweißen

Die österreichische Top-Journalistin Isabella Mahler ist die Hauptperson in diesem Buch. Sie interviewt Politiker, Künstler und Stars. Ihre Kolumnen werden gerne gelesen und sind geschätzt. Sie wohnt in Wien, ist 57 Jahre alt, hat zwei erwachsene Söhne und eine Ehe hinter sich. Eines Tages bleibt ihr Blick an Christoph Regner hängen. Er, der neue Chef von Amnesty International Österreich, wird in einer Fernsehsendung vorgestellt. Isabella ist elektrisiert. Sie schreibt ihm ein Mail, Regner antwortet. Sehr schnell (meines Erachtens zu schnell) geht es darum „… Alltagsmasken abzulegen und sich ein Stück weit zu zeigen.“ (S. 26) Bald spielen sie ein intensives intellektuelles und auch erotisches Mail-Ping-Pong. Reale Begegnungen gibt es nur zwei Mal. Regner ist verheiratet, hat Familie. Wenn sie sich treffen, ist die Stimmung magisch.

Sie schreiben einander, tasten sich mit Worten ganz aneinander heran, bis Regner den Kontakt einstellt. Einfach so. Ohne einen Grund zu nennen.

Offen gestanden, ein bisschen kitschig kommt sie schon daher, die Korrespondenz von Isabella Mahler und Christoph Regner. Von Seelenverwandtschaft und tiefstem Gleichklang, von nie dagewesener emotionaler Intensität ist die Rede. „Liebe Isabella! Deine Sprache klingt in mir nach. Deine Sätze berühren meine Seele, mein Innerstes, wärmen mich und stärken mich. Du bist so ein liebenswerter Mensch […] Christoph“ (S.265)

Gedichte und Songtexte werden ausgetauscht. Isabella denkt Tag und Nacht an Christoph. An seine Frau denkt sie nicht. Dass er verheiratet ist, blendet sie größtenteils aus. Umgekehrt scheint die Gattin für Regner auch nicht besonders wichtig zu sein. Er schreibt Isabella mitten in der Nacht heiße Nachrichten. Die schwebt auf rosaroten Wolken, vergisst vor lauter Glück zu essen und verliert stolze 12 Kilogramm Gewicht.

Der Schluss des Buches lässt den Leser bei genauer Betrachtung im Regen stehen. Kein besonderer Pluspunkt…

Stilistisch gesehen hat „Herzschweißen“ noch Luft nach oben. Die Handlung macht aber dennoch neugierig und man will wissen, wie es weitergeht mit dieser „Beziehung“, oder was immer es ist.

Fazit: Wer mit einer sympathischen Protagonistin eine atemberaubende, nicht alltägliche Romanze durchstehen will, dem sei dieses Buch empfohlen. Sprachlich muss man sich allerdings auf einiges an Schmalz und Zuckerguss einstellen.

Conny Bischofberger: Herzschweißen.
edition a, November 2020.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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