Colin Niel: Nur die Tiere

Alice ist Anfang 40 und Sozialarbeiterin im französischen Zentralmassiv. Sie unterstützt vereinsamte Bauern, die alleine auf ihren Höfen leben und mit ihren Betrieben kaum mehr zurechtkommen.  Zusätzlich zu einem bisschen Gesellschaft, das sie ihnen durch ihre Besuche beschert, hilft sie ihnen bei den Förderungsanträgen, berät sie sie in Schuldenfragen und der Betriebsführung allgemein.  Obwohl mit Michel verheiratet, beginnt sie eine Affäre mit dem alleinstehenden Joseph.  Kinder haben Alice und Michel keine. Sie leben lieblos nebeneinander her. Die Treffen mit dem schweigsamen Joseph bringen einen verbotenen Kitzel in ihr farbloses Leben.

Eines Tages wird Evelyne Ducat vermisst, 49 Jahre alt, elegant, mit einem sehr erfolgreichen Mann verheiratet, der aus der Gegend stammt und der gemeinsam mit ihr Paris den Rücken gekehrt hat.  In einem Schneesturm und mitten in der Nacht fährt ein fremdes Auto auf Josephs Hof und lädt ein verschnürtes Bündel ab. Die Leiche von Evelyne Ducat.  Joseph kann weder Automarke noch das Kennzeichen erkennen. Er ist aber fasziniert von der Schönheit der Toten, schleppt sie in seinen Schafstall und behält sie dort, weil er sich durch ihre Anwesenheit nicht mehr so alleine fühlt.  Um nicht aufzufliegen, beendet er die Beziehung mit Alice, die sich darauf keinen rechten Reim machen kann und sehr unglücklich ist. Evelyn Ducat war allerdings kein Kind von Traurigkeit und ihr Mann hat noch eine alte Rechnung mit Joseph offen…

Die junge Maribé gerät mehr oder minder zufällig in die ganze Sache und Alices Mann Michel hat ein Geheimnis, das ihn viel Geld kostet…

Gruselig, zum Teil schockierend und subtil breitet Colin Niel das Spinnennetz seiner Geschichte über dem Leser aus und fängt ihn darin schon ab der ersten Seite. Stilistisch bleibt er geradlinig und unaufgeregt, wohltuend distanziert. Er berichtet von den Vorgängen.

Einsamkeit, Hoffnungen und stille Sehnsüchte verleiten die Menschen in diesem Buch zu verhängnisvollen Taten. Die Figuren sind absolut schlüssig gezeichnet, der Plot ist von vorne bis hinten stimmig.

Fazit: Eine aus mehreren Fäden meisterhaft zusammengeknüpfte Geschichte, spannend vom Anfang bis zum Ende.

Colin Niel: Nur die Tiere.
Aus dem Französischen übersetzt von Anne Thomas.
Lenos, März 2021.
286 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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