Claire Winter: Die verbotene Zeit

zeitEngland, 1975: Nach einem schweren Autounfall hat Clara die Erinnerung an die letzten sechs Monate verloren. Allmählich bekommt sie Zweifel an der harmonischen Version der letzten Monate, die ihr ihr Mann Tom zu verkaufen versucht. Hatte sie vielleicht Streit mit Tom? Was könnte der Grund gewesen sein? Da findet sie in ihren Aufzeichnungen die Telefonnummer eines Journalisten, mit dem sie vor dem Unfall in Kontakt war. Sie stößt auf lang gehütete Geheimnisse und kommt dem Mysterium ihrer vor Jahren verschwundenen Schwester näher.

„Die verbotene Zeit“ ist auf zwei verschiedenen Zeitebenen aufgebaut. Die Gegenwart ist das Jahr 1975, was Clara Internetrecherchen und Emailverkehr schwer macht. Sie muss klassisch an ihre Fragen herangehen, Freunde ins Boot holen und Vieles selbst erleben statt es auf Wikipedia nachzulesen. Die zweite Zeitebene beginnt 1922, als ihre Mutter Dora das Mädchen der Familie kennenlernt, bei der ihre alleinerziehende Mutter in den Diensten steht. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den gleichaltrigen Mädchen, die über Jahre Bestand haben soll. Doch in der Gegenwart ist alles anders. Fragt man Dora 1975, nach einem Selbstmordversuch dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht, nach Edith, reagiert sie aufgebracht und mit Panik. Ihr Ehemann Paul geht sogar so weit zu behaupten, Edith sei gar nicht wichtig gewesen und der Name sage ihm nichts.

Claire Winters Roman ist ein Roman der ruhigen Töne, der sich auch viel mit dem Nationalsozialismus beschäftigt und verschiedene Menschenbilder der Zeit zeigt. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei und insgesamt herrscht eine gelungene Atmosphäre auf beiden Zeitebenen, die aus ihrer Ruhe wirklich Kraft schöpft. „Die verbotene Zeit“ ist kein actionreicher Roman, in dem sich die Ereignisse nur so überschlagen. Und doch ist es ein guter Roman, sogar ein lesenswerter.

Ein gelungenes, rundes Werk!

Claire Winter: Die verbotene Zeit.
Diana, April 2015.
576 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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