Chevy Stevens: Ich beobachte dich

Mehr als zehn Jahre ist es her, dass Lindsey und ihre damals noch 6-jährige Tochter dem gewalttätigen Ehemann Andrew entkamen. Er kam sogar wegen einer anderen Sache ins Gefängnis. Doch nun hat er seine Strafe abgesessen und ist wieder auf freiem Fuß. Und sofort merkt Lindsey, die mittlerweile die Mutter eines 17-jährigen Teenies ist, dass in ihrer Umgebung seltsame Dinge passieren. Im Haus sind Gegenstände verrückt und sie spürt, dass jemand in ihren Räumen war. Sie fühlt sich verfolgt. Und dann taucht auch noch Andrew in dem kleinen Städtchen auf. Wer sonst soll es also gewesen sein? Doch die Ereignisse entwickeln eine Eigendynamik und schon bald kann Lindsey niemandem mehr trauen.

Mittlerweile bin ich ein großer Fan der Romane der kanadischen Autorin Chevy Stevens. Sie stehen oft für Spannung pur, interessante und häufig unterwartete Wendungen innerhalb der Geschichten und prägnant gezeichnete Figuren. „Ich beobachte dich“ erfüllt allerdings nicht alle diese Kriterien in Gänze. Spannung pur habe ich hier zum Beispiel vermisst. Die Geschichte ist ohne Zweifel gekonnt erzählt, hat die passenden Wendungen, führt Leser und Leserinnen wie betroffene Figuren oftmals in die Irre, aber der Wow-Effekt, den ich bei ihren anderen Romanen, wie etwa „Those Girls – Was dich nicht tötet“ hatte, bleibt aus.

Die Geschichte wird im Wesentlichen von Lindsey und ihrer Tochter Sophie erzählt. Dabei gehen die Beweggründe der beiden Frauen weit auseinander. Lindsey will so viele Kilometer wie möglich zwischen sich und ihren Exmann bringen. Er hätte Lindsey fast umgebracht und jahrelang litt sie unter seiner Tyrannei. Sophie hingegen kann sich an ihren Vater kaum mehr erinnern und dieses Bild ihrer Erinnerung zudem kaum mit den Erzählungen ihrer Mutter in Einklang bringen. Deswegen hat sie ihrem Vater schon im Gefängnis einen Brief geschrieben und ist nun neugierig, wer dieser Mann ist. Sie möchte ihn kennenlernen, notfalls auch hinter dem Rücken ihrer Mutter.

Alles in allem ist die Geschichte, obwohl sie hinter den anderen Büchern der Autorin zurückbleibt, nicht schlecht. „Ich beobachte dich“ ist nette Unterhaltung mit Spannungsfaktor für vor allem Frauen. Man kann dieses Buch lesen und ist dabei noch gut unterhalten, man muss es aber eben auch nicht unbedingt gelesen haben.

Chevy Stevens: Ich beobachte dich.
Fischer, April 2018.
480 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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