Charlotte Roche: Mädchen für alles

charNach ihren Romanen „Feuchtgebiete“ und „Schoßgebete“, hat die 37-jährige Kölnerin Charlotte Roche ein neues Buch geschrieben, von dem man sich fragt, warum das in den Bestsellerlisten steht. In „Mädchen für alles“ geht es um lesbische Liebe.
Heldin Christiane Schneider ist eine junge Mutter, die von ihrem Kind wenig wissen will. Also stellt sie Kindermädchen Marie ein, und das wird dann nach allen Regeln der Kunst verführt.
Wer gerne pornografische Literatur liest oder sich über die Praktiken von lesbischer Liebe, die ausführlicher beschrieben werden als man es wissen möchte, informieren möchte, kann das Buch lesen. Ansonsten ist Charlotte Roches schnodderiges, stilistisch aus der untersten Schublade gefischtes Geschreibsel sehr überflüssig und hat mit Literatur gar nichts zu tun.
Außer, dass die Kölnerin nicht schreiben kann, hat sie auch kein Gefühl dafür, wie man Figuren psychologisch durchdenkt oder eine Geschichte schlüssig aufbaut. Christine führt eigentlich ein Spießerleben im Eigenheim, mit einem Mann, den sie nicht liebt. Warum eine Frau, die in ihrer Ehe so sehr graues Mäuschen ist, dass sie sogar zum Sport heimlich gehen muss, weil ihr Mann keine Frauen mit Muskeln mag, im Bett und beim Organisieren von Freizeit auf einmal so dominant ist, erschließt sich ebenso wenig wie, woher sie das viele Geld hat, mit dem sie um sich wirft.
Dass Charlotte Roche nicht mit obszönen Fantasien spart und ausgiebig beschreibt, wie sich wo welche Körperflüssigkeit verteilt werden, und wie und mit welchen Körperteilen eine Frau eine andere Frau stimulieren kann, gehört wohl zu einem Pornoroman.
Aber richtig ekelhaft wird das Buch am Schluss, wenn Christine und Marie mach Spanien fahren, wo Christines geschiedene Eltern frisch versöhnt zusammenleben. Die beiden jungen Frauen quälen und foltern die Eltern auf grausame, sadistische, ekelerregende Weise – und am Schluss war dann alles doch nur eine der vielen blöden Fantasien eines kranken Hirns. Schade um jedes Buch, das wegen diesem Roman von der Bestsellerliste geflogen ist.

Charlotte Roche: Mädchen für alles.
Piper, Oktober 2015.
240 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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