Catherine McKenzie: Letzte Nacht

nachtAls ihr 39-jähriger Ehemann Jeff von einem Auto erfasst wird und stirbt, bricht das Leben von Claire zusammen. Sie muss stark sein für ihren Sohn, weiß allerdings kaum, wie sie auch nur einen einzigen Tag ohne diesen geliebten Menschen schaffen soll. Misstrauisch wird sie vor allem auf Jeffs Beerdigung, zu der die 500 km entfernt wohnende Tish auftaucht. Auch Tish wurde von Jeffs Tod aus der Bahn geworfen und schafft es kaum mehr, ihre Familie am Laufen zu halten. In Claire brennt die Frage, was zwischen ihrem Mann und der Fremden passiert ist.

Geworben wird bei diesem Roman damit, dass er perfekt sei für all die Leserinnen von Jojo Moyes und Anita Shreve. Das geht in die richtige Richtung, doch braucht Catherine McKenzie sicher noch ein paar Romane, bis sie auf den Niveau der anderen beiden Schriftstellerinnen angekommen ist. „Letzte Nacht“ fehlt dabei das gewisse Etwas, gänzlich schlecht ist dieser Roman allerdings nicht!

Gut gewählt ist die Erzählperspektive. Abwechselnd wird von Tish, Claire und Jeff berichtet. Jeff, der zu Beginn des Romans stirbt, berichtet dabei vor allem aus der Vergangenheit und keineswegs wie ein allgegenwertiger Geist von seinen Hinterbliebenen, die er heimlich beobachtet. Durch die Hinzunahme von Jeff bekommt das Bild mehr Farbe und Tiefe, denn viele Beweggründe der Haupt- und Nebenfiguren lassen sich so besser verstehen. Die beiden Frauenfiguren gehen auf ihre Weise mit dem Verlust um und die spannende Frage, was wirklich zwischen Tish und Jeff passiert ist, drängt über allem zum Weiterlesen.

Woran es dann liegt, dass das Buch bei weitem nicht so nahe geht, wie manche Titel der genannten Autorinnen, ist schwer zu sagen, denn alles in allem schreibt McKenzie gut und versiert und schafft es, auf die richtigen Stellen ihrer Geschichte zu schauen und die Leserinnen, an die sich das Buch vorrangig richtet, immer genau dorthin zu führen, wo es gerade spannend wird. Es fehlt allerdings das I-Tüpfelchen, das diesen Roman perfekt macht. Er ist nette, flott zu lesende Lektüre, die allerdings nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Nett, aber nicht überragend. Gut zu lesende Unterhaltung, die realistisch wirkt und alles in allem gelungen ist.

Catherine McKenzie: Letzte Nacht.
Heyne, April 2015.
416 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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