Cath Crowley: Das tiefe Blau der Worte

Drei Jahre ist es her, seitdem Rachel ihrer australischen Heimatstadt den Rücken zukehrte, um bei ihrer Großmutter in einem Küstenstädtchen zu wohnen. Drei Jahre, seitdem sie ihrem besten Freund Henry in einem Brief ihre Liebe gestand. Drei Jahre, in denen er das mit keinem Wort erwähnt hat. Nun ist Rachel zurück, der Schulabschluss liegt hinter den jungen Menschen, aber Rachels letztes Jahr war von schlechten Nachrichten gekennzeichnet. Ihr Bruder Cal, nur wenig jünger als sie, ertrank im Meer und Rachel zog sich in ihre Trauer zurück und schaffte deshalb den Schulabschluss nicht. Muss sie nun wirklich jeden Tag an Henrys Seite im Buchladen arbeiten, jeden Tag erinnert werden, dass er die hübsche Amy liebt und nicht sie?

Cath Crowleys Roman braucht ein paar Kapitel Anlaufzeit, dann wird er aber richtig gut. Es ist ein Buch für junge Leser und Leserinnen, all jene, die gute Literatur zu schätzen wissen, die Tiefe zwischen den Zeilen suchen. Vor allem Henry, aber auch seine ganze Familie, liebt Literatur und arbeitet seit seinem Schulabschluss (den er übrigens im Gegensatz zu Rachel bestanden hat) im Buchladen der Familie. Als dieser verkauft werden soll, bricht für Henry und seine Schwester George eine Welt zusammen. Dass dann auch noch Amy zum wiederholten Mal mit ihm Schluss macht, bricht ihm endgültig das Herz. Dass Rachel auch noch plötzlich nach drei Jahren wieder vor ihm steht, komplettiert die Katastrophe nur.

Die Perspektiven in „Das tiefe Blau der Worte“ wechseln zwischen Henry und Rachel, aber auch andere Figuren der Geschichte kommen über eine Besonderheit zu Wort. Henry Familie betriebt in ihrem Second-Hand Buchladen eine kleine Abteilung aus Büchern, die nicht gekauft werden können und in die man Nachrichten und Markierungen schreiben kann. So stehen verschiedenste Figuren des Romans miteinander in Kontakt und zwischen den einzelnen Kapiteln darf man immer mal wieder in diesen besonderen Bereich des Buchladens reinschnuppern.

Die Geschichte an sich ist nicht riesig erwähnenswert. Mädchen liebt Junge, der liebt aber anderes Mädchen, man verliert sich aus den Augen, sieht sich wieder – nichts hat sich geändert, oder doch? Aber wie Cath Crowley den Roman aufgebaut und geschrieben hat, geht ans Herz. Je mehr Kapitel und Briefe man liest, desto weniger kann man sich den tollen Charakteren entziehen. Alle Figuren, auch die Nebenfiguren, wachsen einem ungemein ans Herz und man wünscht sich nur allzu sehr, dass Cath Crowley irgendwann eines Tages einen Fortsetzungsroman schreibt.

Ein wunderschönes Buch!

Cath Crowley: Das tiefe Blaue der Worte.
Carlsen, März 2018.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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