Carrie Callaghan: Die Nachtmalerin

Haarlem, 1633: Die junge Judith Leyster zeigt sich in ihrer Lehre zur Malerin talentiert und ist die erste, die Licht in die Dunkelheit gemalt hat. Doch als Frau im 17. Jahrhundert in den Niederlanden hat man nichts zu sagen. Der Gilde der Maler gehören bisher nur Männer an. Das allerdings möchte Judith nicht auf sich sitzen lassen. Sie bewirbt sich um einen Platz in der Gilde und mietet mutig ein kleines Atelier zum Malen an. Ihre Freundin Maria, die Tochter ihres Ausbilders und gleichzeitig Zimmergenossin von Judith, glaubt nicht, dass ihr Weg in der Malerei liegt. Sie hat gesündigt und muss dafür Buße tun. Doch niemand darf von ihrem Geheimnis erfahren, nicht einmal Judith.

Dieser kurze Abriss der Handlung lässt das übliche vermuten. Starke Frauenfiguren in einem historischen Roman voller mächtiger Männer – Klischees vorprogrammiert. Doch Carrie Callaghan folgt diesem üblichen Weg nicht. Die Lektüre von „Die Nachtmalerin“ ist sehr erfrischend und in meinen Augen klischeefrei. Mit Hilfe der Übersetzerin Sabine Schilasky ist ein gut zu lesender Roman entstanden, in dem man viel über die Malerei zur damaligen Zeit erfahren kann, ohne dass Langeweile aufkommt. Das Geschriebene ist kurzweilig und treffend formuliert, der Text hat keine unnötigen Längen.

Näher beschrieben werden die beiden Figuren der Judith Leyster und Maria de Grebber. Die Autorin schließt am Ende des Textes mit Anmerkungen zum historischen Kontext. Beide Frauenfiguren hat es tatsächlich gegeben, doch die Autorin hat sich die ein oder andere „historische Freiheit“ herausgenommen. Carrie Callaghan geht knapp, aber ausreichend auf den historischen Hintergrund ihres Werkes ein. Sie hat die Geschichte unterhaltsam gestaltet, lässt die beiden Frauenfiguren erst zueinander finden, dann auf Distanz geraten. All das wirkt glaubhaft und man liest gerne von den Geschehnissen, in den auch einige allein schon vom Namen her bekannte Maler auftreten. Judith kommt schließlich dem Komplott einiger mächtiger Männer der Stadt auf die Schliche, die verhindern wollen, dass viele Maler ihre Bilder in Haarlem verkaufen wollen.

Insgesamt sehr gelungene Lektüre, ein kurzweiliger, klischeefreier historischer Roman. Mehr davon!

Carrie Callaghan: Die Nachtmalerin.
HarperCollins, Januar 2020.
384 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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