Birgit Jasmund: Die Tochter von Rungholt

rungNordfriesland, 1361: Als Ivens Vater von den Wogensmannen erschlagen wird, sinnt er auf Rache. Doch im Rechtssystem der Inselgruppen ist das alles andere als einfach. Zuerst braucht er zwölf Unterstützter im Rat, damit sein Gesuch überhaupt wahrgenommen wird. Auch der Mann seiner Schwester wurde bei dem Überfall umgebracht und da die Schwiegermutter die Bauerstochter nicht leiden kann, verstößt sie sie. So muss Iven plötzlich nicht nur für den kompletten Hof sorgen, sondern auch seine Schwester durchbringen. Die hat selbst kein einfaches Leben, denn die Großmutter war im Volksmund als Hexe und Heilerin bekannt und die Menschen glauben nun, dass deren Gaben auf Laefke übergangen sind.

Die Handlungsstränge aus „Die Tochter von Rungholt“ lassen sich kaum knapp zusammenfassen! Viele Nebenhandlungen spielen in das Hauptgeschehen rund um Laefke und Iven hinein. Nicht zuletzt ist auch der historische Kontext von Bedeutung, denn der Roman spielt im letzten Jahr des Dorfes Rungholt, das in 1362 von einer Sturmflut zerstört wurde. Sehr komplex beschreibt Birgit Jasmund das Rechtssystem, das Leben der Menschen und ihr Auskommen mit Abhängigkeit zum Festland und natürlich die Liebe. Denn auch diese kommt hier nicht zu kurz, ganz ohne Kitsch oder Romantik. Iven ist ein bodenständiger Bauer mit Verantwortung und genau so liebt er. Und zwar die Kaufmannstochter Silja, deren Vater jedoch nicht bereit ist, sie an einen Bauern zu geben. Stattdessen sucht er ihr einen Bräutigam aus, der ein eigenes Geheimnis hat und keinesfalls Siljas Zuspruch findet.

Jasmunds Roman kommt erfrischend anders daher und kommt ganz ohne Klischees aus. Manchmal, das muss man zugeben, tappt der gut 460 Seiten starke historische Roman auf der Stelle, verliert sich leicht in politischen Aspekten der Geschichte, die oft sehr raumgreifend wirken. Aber die Autorin schafft es immer wieder zurück zu den interessanteren Stellen des Geschehens.

Gute Schreibe, interessante Geschichte mit leichten Schwächen. Dennoch ist „Die Tochter von Rungholt“ sehr lesenswert für all jene Fans von episch anmaßenden historischen Romanen ohne Klischees.

Birgit Jasmund: Die Tochter von Rungholt.
Aufbau, April 2014.
463 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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